Die Autoren sehen ihre Forschungshypothese,
dass eine opioid-bedingte Besserung
der nächtlichen Luftnot auch den
Nachtschlaf verbessert, bestätigt. Aus palliativmedizinischer
Sicht sind darüber hinaus
einige weitere Aspekte der Untersuchung
erwähnenswert.
Es handelt es sich bei der vorgestellten Arbeit
um die Sekundär-Analyse einer Meilensteinstudie
der Arbeitsgruppe von
Amy Abernethy und David Currow [
1
],
deren Daten 12 Jahre nach Erscheinen der
Primärpublikation von den Autoren erneut
unter einem anderen Fokus untersucht
wurden. Das verdeutlicht, dass aus
den kostbaren und seltenen Daten klinischer
Studien im Bereich Palliativmedizin
auch nachträglich wichtige Erkenntnisse
gewonnen werden können. Grundlegende
Fragen z. B. der pharmakologischen
Symptomkontrolle können aufbereitet
und einer größeren wissenschaftlichen
und medizinischen Öffentlichkeit zugänglich
gemacht werden.
Interessanterweise bezeichnen die Autoren
eine tägliche (Einstiegs-) Dosis von
20 mg Morphin bei älteren, schwer betroffenen,
meist sauerstoffpflichtigen und zu
über 85 % unter einer COPD leidenden Patienten
als „niedrige Dosis“. Dieses entspricht
nicht der Praxis und Erfahrung
mancher Palliativmediziner und die Autoren
selbst wählten in einer Arbeit aus dem
Jahre 2011 [
2
] eine vorsichtigere Einstiegsdosis
von 10 mg / Tag, die um lediglich
10 mg pro Woche bis zu einer täglichen
Maximaldosis von 30 mg erhöht wurde.
In der aktuellen Arbeit wird über typische
Nebenwirkungen der Opioidtherapie
nicht explizit berichtet. Die Lektüre der
Primärpublikation zeigt jedoch eine erwartungsgemäß
stark erhöhte Inzidenz
der ausgeprägten und von den Patienten
als belastend empfundenen Obstipation
(9 vs. 1 Patient, P = 0,021). Hierbei handelt
es sich zwar um palliativmedizinische
Binsenweisheiten, dennoch wäre es wichtig
gewesen, von diesen zu berichten.
Leider können die Autoren mit den Daten
noch keine Aussage über die Sicherheit
der Opioidtherapie der Luftnot bei Patienten
mit einem obstruktiven oder zentralen
Schlafapnoe Syndrom treffen. Zukünftige
Kohortenstudien werden diesbezüglich
hoffentlich bald belastbare Erkenntnisse
liefern, die für die Sicherheit
der Arzneimitteltherapie unserer Patienten
wichtig sind.