Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11(02): 154
DOI: 10.1055/s-0036-1580200
Nachruf
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Nachruf auf Prof. Dr. med. Stephan Matthaei – „Teamplayer und wahrer Sportsmann“

Baptist Gallwitz
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Publication Date:
07 July 2016 (online)

Die Nachricht vom plötzlichen Tod von Prof. Dr. med. Stephan Matthaei hat uns – die Mitglieder des DDG Herausgeber- und Redaktionsteams, des DDG-Vorstandes, Kollegen und Freunde – zutiefst bestürzt und in Trauer versetzt.

Prof. Matthaei war viele Jahre lang ein äußerst aktives Mitglied unserer Fachgesellschaft, ein langjähriges Vorstandsmitglied und ein exzellenter Diabetologe und Diabetesexperte. Von 2011 bis 2013 war er Präsident der DDG und zuletzt Tagungspräsident für den Kongress 2017. Er war sehr engagiert und frühzeitig dabei, alle Details für diesen Kongress vorzubereiten. Umso unfassbarer ist sein viel zu früher Tod mit gerade mal 58 Jahren. Wir verlieren mit ihm eine herausragende Persönlichkeit der Diabetologie und einen guten Freund und Wegbegleiter, der eine große menschliche und fachliche Lücke hinterlässt.

Nach seinem Studium der Humanmedizin an den Universitäten in Freiburg und Hamburg erlangte Prof. Matthaei 1984 seine Approbation als Arzt und schloss im selben Jahr seine Promotion ab. Im Anschluss war er im Rahmen eines zweijährigen Ausbildungsstipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) am Department of Endocrinology and Metabolism der University of California in San Diego/USA tätig. Es folgte ein Forschungsaufenthalt am Department of Endocrinology and Metabolism der Harvard Medical School in Boston, USA. Von 1986 bis 1998 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Medizinischen Kern- und Poliklinik der Universität Hamburg. Zwischen 1992 und 1997 erlangte Prof. Matthaei die Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin, sowie in den Teilgebieten Endokrinologie/Diabetologie und Gastroenterologie und habilitierte sich 1994 im Fach Innere Medizin. Die wissenschaftlichen Schwerpunkte von Prof. Matthaei lagen vor allem in der Bearbeitung von Fragen zur Pathogenese, Prävention und Therapie des Typ-2-Diabetes, zur Insulinwirkung und Mechanismen der Insulinresistenz sowie der Pathogenese von Adipositas und Fettstoffwechselstörungen. Seine entsprechenden Publikationen in internationalen Zeitschriften und seine Buchbeiträge sind viel beachtet und zitiert.

1998 wechselte Prof. Matthaei als Oberarzt in die Abteilung für Innere Medizin der Medizinischen Klinik IV und Poliklinik an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, wo er den Bereich Diabetologie und Endokrinologie entscheidend mitprägte.

Seit 2003 war er Chefarzt an der Medizinischen Klinik und am Diabetes-Zentrum des Christlichen Krankenhauses Quakenbrück und führte äußerst engagiert seine Lehraktivitäten an der Universität in Tübingen weiter. Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden mit dem Ferdinand-Bertram Preis der DDG sowie mit dem Dr. Martini-Preis der Universität Hamburg gewürdigt. Im Jahr 2008 war Prof. Matthaei Tagungspräsident der Herbsttagung der DDG in Berlin und 2011 bis 2013 Präsident der DDG.

In die Zeit seiner Präsidentschaft fielen viele wichtige Entwicklungen und Entscheidungen: Das Etablieren des neues Zertifikats „Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG)“ war für ihn als Chefarzt eines Krankenhauses eine Angelegenheit, für die er sich besonders engagierte. Er machte sich stark für die Profilierung des Diabetes Kongresses, verstand ihn als breite Basis aller in der Diabetologie Aktiven und war stets darauf bedacht, neben Klinik und Praxis auch die Wissenschaftlichkeit und Interdisziplinarität des Faches sichtbar zu machen. Auch diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe hat Prof. Matthaei viel zu verdanken. Darüber hinaus war Prof. Matthaei als Mitglied in internationalen Diabetesgesellschaften, wie der ADA und der EASD sehr engagiert und war auf internationalem und nationalem Parkett ein sehr gefragter und geschätzter wissenschaftlicher und klinischer Experte, dem es ein wichtiges Anliegen war, die Ergebnisse der deutschsprachigen diabetologischen Forschung auch international zu vertreten. Ganz besonders verdient hat er sich jedoch um die Behandlungsleitlinien des Typ-2-Diabetes und deren Weiterentwicklung gemacht.

Jeder, der Stephan Matthaei kannte, weiß, dass er ein Mensch war, der immer positiv, interessiert, integrativ und ausgleichend wirkte, unterschiedliche Interessen verbinden konnte und dabei immer verbindlich war. So gelang es ihm, wichtige Anliegen für die Diabetologie umzusetzen. Seine wertschätzende Art in der Begegnung und im Umgang mit anderen Menschen wird Patienten, Kollegen und Mitarbeitern in Erinnerung bleiben. Für die DDG war er ein ausgezeichneter Präsident, denn er hatte die Gabe, die einzelnen Bereiche – Klinik, universitäre Forschung und Praxis – gleichermaßen zu „verkörpern“. Stephan Matthaei war ein Teamplayer wie man sich keinen besseren vorstellen kann und trieb seine Anliegen und Ziele immer wie ein wahrer „Sportsmann“ voran.

Wir werden ihn sehr vermissen und betrauern den Verlust eines offenen, großzügigen und liebenswerten Menschen, den wir nicht vergessen werden. Unsere tief empfundene Anteilnahme und unsere Gedanken sind auch bei seiner Frau Karin, seinen drei Kindern und der ganzen Familie.

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