Hintergrund und Ziele:
Pränatal diagnostizierte lebenslimitierende Erkrankungen des Ungeborenen lösen bei
den Eltern häufig große Angst und Unsicherheit aus. In Studien aus dem angloamerikanischen
Raum entschieden sich 40 – 85% der Paare für die Fortführung der Schwangerschaft,
wenn ihnen Perinatale Palliative Care (PPC) zur Verfügung stand. Ziel dieser Studie
ist zu klären, ob SchwangerenberaterInnen (SB) einen Bedarf für PPC in Deutschland
sehen und wie dieses Angebot aussehen könnte.
Methodik:
Es wurden halbstrukturierte Interviews mit neun SB von Schwangerenberatungsstellen
verschiedener Träger in Bayern geführt. Die TeilnehmerInnen wurden nach vorab definierten
Kriterien ausgewählt, um eine möglichst breite Representativität zu erreichen. Die
Auswertung erfolgte induktiv mit Descriptive, Evaluation und Magnitude Coding nach
Saldana.
Ergebnisse:
Nach Ansicht der SB werden häufig keine Alternativen zum Abbruch aufgezeigt, ärztlicherseits
wird häufig Entscheidungsdruck aufgebaut, und die psychosozialen und emotionalen Aspekte
werden zu wenig beachtet. Unterstützungsbedarf der Eltern besteht u.a. zu folgenden
Themen: Schuld, Entscheidungsfindung, Diagnose/Prognose, Verlauf der Geburt und mögliches
Leiden des Kindes, sowie Sterbebegleitung. Eltern fürchten, dass die Entscheidung,
die Schwangerschaft auszutragen, gesellschaftlich nicht akzeptiert wird. Aus Sicht
der SB könnte ein PPC Programm die Entscheidung zur Fortsetzung der Schwangerschaft
„normalisieren“. Sie würden ein multiprofessionelles, strukturiertes PPC-Programm
begrüßen, das in bereits bestehende Strukturen integriert ist und die Wahlfreiheit
gewährleistet.
Schlussfolgerung:
Eine strukturierte PPC könnte nach Ansicht der SB die multiprofessionelle Betreuung
der Familien ergänzen und der größten Sorge der Eltern – dass das Kind leidet – kompetent
begegnen.