Fragestellung:
Der Tiroler Gesundheitsfonds hat von 2009 – 2013 ein Projekt zur Etablierung von Palliative
Care in zwei Tiroler Regionen umgesetzt. Als eine Maßnahme wurde das Modell der Integrierten
Palliativbetreuung (IPB) entwickelt, um Palliative Care in der Allgemeinversorgung
zu stärken und die finanziellen Belastungen für die Betroffenen zu reduzieren. Mittlerweile
gibt es Erfahrungen mit der Umsetzung der IPB in einigen Regionen Tirols. Folgende
Fragen stehen im Zentrum der retrospektiven Analyse: Hat die Umsetzung der IPB in
den Regionen zu den angestrebten Effekten geführt? Was waren förderliche und hinderliche
Rahmenbedingungen? Welche Aspekte sind für die weitere Etablierung der IPB besonders
zu beachten?
Methodik:
Mit einem Mixed-Methods Zugang wurden Daten der Evaluation der Modellregionen sowie
Dokumentations- und Nutzungsdaten der IPB von Seiten des Gesundheitsfonds verwertet.
Ein ExpertInnenworkshop diente der vertiefenden Analyse der Voraussetzungen einer
Umsetzung der IPB.
Ergebnis:
Das Modell der IPB wurde trotz breiter Einbindung lokaler AkteurInnen und dem gesundheitsökonomischen
Nutzen für Regelversorger zunächst nur schleppend zur Wirkung gebracht. Das als verpflichtend
geplante interprofessionelle Assessment wurde in dieser Form nicht akzeptiert. Das
ursprüngliche Ziel, mit der IPB interprofessionelle Abstimmung und regionale Vernetzung
zu intensivieren, wurde nur bedingt erreicht. Durch intensive Vermittlungsprozesse
ist es nach und nach möglich, den Nutzen für alle Beteiligten erfahrbar zu machen.
Schlussfolgerung:
Für das Regelwerk der IPB braucht es intensive Vermittlungsprozesse in den Betreuungsteams
der Regelversorgung und, parallel dazu, die Entwicklung einer palliativen Kultur in
der Region. Sonst besteht die Gefahr, dass die IPB ausschließlich als Leistungsabgeltung
und ökonomische Entlastung der Betroffenen genutzt wird, das interprofessionelle Assessment
und die Kooperation im lokalen Netz aber nicht intensiviert werden.