Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594057
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Integrierte Palliativbetreuung in Tirol (IPB), ein Modell zur Stärkung der Allgemeinversorgung und der regionalen Vernetzung? Evaluation der Umsetzung

E Medicus
1   Tiroler Hospiz Gemeinschaft, Innsbruck, Österreich
,
K Wegleitner
2   University Klagenfurt/IFF Vienna, Palliative Care and Organisational Ethics, Vienna, Österreich
,
U van Appeldorn
3   Tiroler Gesundheitsfonds, Innsbruck, Österreich
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Fragestellung:

Der Tiroler Gesundheitsfonds hat von 2009 – 2013 ein Projekt zur Etablierung von Palliative Care in zwei Tiroler Regionen umgesetzt. Als eine Maßnahme wurde das Modell der Integrierten Palliativbetreuung (IPB) entwickelt, um Palliative Care in der Allgemeinversorgung zu stärken und die finanziellen Belastungen für die Betroffenen zu reduzieren. Mittlerweile gibt es Erfahrungen mit der Umsetzung der IPB in einigen Regionen Tirols. Folgende Fragen stehen im Zentrum der retrospektiven Analyse: Hat die Umsetzung der IPB in den Regionen zu den angestrebten Effekten geführt? Was waren förderliche und hinderliche Rahmenbedingungen? Welche Aspekte sind für die weitere Etablierung der IPB besonders zu beachten?

Methodik:

Mit einem Mixed-Methods Zugang wurden Daten der Evaluation der Modellregionen sowie Dokumentations- und Nutzungsdaten der IPB von Seiten des Gesundheitsfonds verwertet. Ein ExpertInnenworkshop diente der vertiefenden Analyse der Voraussetzungen einer Umsetzung der IPB.

Ergebnis:

Das Modell der IPB wurde trotz breiter Einbindung lokaler AkteurInnen und dem gesundheitsökonomischen Nutzen für Regelversorger zunächst nur schleppend zur Wirkung gebracht. Das als verpflichtend geplante interprofessionelle Assessment wurde in dieser Form nicht akzeptiert. Das ursprüngliche Ziel, mit der IPB interprofessionelle Abstimmung und regionale Vernetzung zu intensivieren, wurde nur bedingt erreicht. Durch intensive Vermittlungsprozesse ist es nach und nach möglich, den Nutzen für alle Beteiligten erfahrbar zu machen.

Schlussfolgerung:

Für das Regelwerk der IPB braucht es intensive Vermittlungsprozesse in den Betreuungsteams der Regelversorgung und, parallel dazu, die Entwicklung einer palliativen Kultur in der Region. Sonst besteht die Gefahr, dass die IPB ausschließlich als Leistungsabgeltung und ökonomische Entlastung der Betroffenen genutzt wird, das interprofessionelle Assessment und die Kooperation im lokalen Netz aber nicht intensiviert werden.