Fragestellung:
Ziel der kunsttherapeutischen Begleitung der Patientin (P), die nicht mehr sprechen
kann und mit der noch beweglichen linken Hand über ein Tablet kommuniziert, ist, diese
zu entlasten und ihr Vertrauen in ihre Handlungsfähigkeit zu ermöglichen. Ihre Ressource,
die Freude am künstlerischen Schaffen, soll ihr in dieser schwierigen Lebenssituation
helfen.
Methodik:
Fallbericht: Die P befindet sich in der schwierigen, angstbesetzten Situation, sich
für oder gegen ein Tracheostoma zu entscheiden. Es beginnt ein komplexer kunsttherapeutischer
Prozess: Da die P nicht mehr selbst malen kann, übernimmt dies die Kunsttherapeutin
nach genauen Angaben der P. Diese Methode des Bilddiktates stellt eine spezielle Dialogform
auf der Bildebene dar und ermöglicht der P, die eigene Situation malend zu reflektieren
und in Bildern sichtbar werden zu lassen. Die Angst der P zu ersticken, verbunden
mit der Abhängigkeit vom Pflegepersonal, lässt sie innerlich erstarren und wird in
Bildprozessen thematisiert. Anhand des Gedichtes von Hilde Domin „Nur eine Rose als
Stütze“, welches die P in den Prozess einbringt, kann sie die eigene Situation fühlen
und reflektieren. Nach dieser Malsequenz schreibt sie: „Letztes Mal war besonders
wichtig. Weil ich erkannt habe, dass es das „Bett in den Bäumen“ ist, das ich hier
vermisse. Ich war richtig aufgewühlt und aufgeregt. Weil ich so unselbstständig bin
und mich bescheiden muss, habe ich mich selbst verkrochen“. Durch das Malen habe sie
sich wieder „erfühlt“. „Ein Gefühl des Glücks, wie wenn ich etwas Verlorenes wiedergefunden
hätte. Die Rose hält das Gleichgewicht.“ Emotionales Gleichgewicht, das die Patientin
durch die kunsttherapeutische Begleitung wieder erlebt, indem sie ihre innerliche
Erstarrung durch den Malprozess erkennt und auflöst. Die Patientin entschied sich
gegen ein Tracheostoma und verstarb kurze Zeit später. Förderung Verein zur Begl.
u. Betr. von Schwerstkranken u. Tumorpatienten e.V. Bildnachweis: Schmitz, E.