Hintergrund:
Delphi-Verfahren finden in der Forschung zur Palliativversorgung breite Anwendung;
die Ergebnisse bilden eine wichtige Grundlage für Entscheidungen mit Relevanz für
die klinische Versorgung. Ziel dieser methodologischen systematischen Übersichtsarbeit
war es daher, die Verwendung der Delphi-Technik zur Entwicklung von Best-Practice-Leitlinien
in der Palliativversorgung zu untersuchen.
Methodik:
Eine systematische Literatursuche erfolgte in 5 Datenbanken. Einschlusskriterium war
der Einsatz der Delphi-Technik zur Entwicklung von Leitlinien für gute klinische Praxis
in der Palliativversorgung. Es wurden Daten zur Methodik (u.a. Konsens-Kriterium sowie
Ziel, Design und Anzahl der Delphi-Runden) und zur Reporting-Qualität extrahiert.
Ergebnis:
35 Artikel (1997 – 2015) zu 30 empirischen Studien wurden zur Volltextanalyse herangezogen.
Die meisten Studien (n = 23) berichteten ein statistisches Konsens-Kriterium (z.B.
Prozentsatz der Zustimmung); 2 nutzten prozedurale Definitionen (z.B. Antwort-Stabilität);
in 5 Studien war kein Kriterium definiert. Mehrheitlich kamen 2 (n = 14) oder 3 (n
= 8) Runden zum Einsatz; häufigstes Ziel der Iteration war das Erreichen von Konsens
bezüglich des Ratings von Items (n = 24). Nur 5 Studien berichteten eine Vorab-Testung
des Erhebungsinstruments. Für 9 Studien fehlte eine angemessene Diskussion potenzieller
Limitationen. Daneben wurden Diskrepanzen in der Beschreibung der Technik beobachtet,
z.B. bezüglich des Verständnisses einer „Delphi-Runde“ oder einer „modifizierten“
Delphi-Studie.
Schlussfolgerung:
In den untersuchten Delphi-Studien fanden sich bedeutsame Unterschiede hinsichtlich
der Qualität des Designs und der Darstellung essenzieller Prozess- und Ergebnisparameter.
Wir empfehlen daher eine sorgsame Anwendung dieser Technik einschließlich der Begründung
methodischer Details. Außerdem wird ein Reporting-Standard vorgeschlagen, der die
Beurteilung der Qualität des Designs sowie der daraus resultierenden Empfehlungen
erlaubt.