Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594187
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verwendung der Delphi-Technik zur Entwicklung von Best-Practice-Leitlinien in der Palliativversorgung – eine methodologische systematische Übersichtsarbeit

S Jünger
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
,
SA Payne
2   Lancaster University, Division of Health Research, International Observatory on End of Life Care, Lancaster, Vereinigtes Königreich
,
J Brine
3   Lancaster University, Academic Services, Lancaster University Library, Lancaster, Vereinigtes Königreich
,
L Radbruch
4   Universitätsklinikum Bonn, Lehrstuhl für Palliativmedizin, Bonn, Deutschland
5   Malteser Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg, Zentrum für Palliativmedizin, Bonn, Deutschland
,
SG Brearley
2   Lancaster University, Division of Health Research, International Observatory on End of Life Care, Lancaster, Vereinigtes Königreich
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Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Hintergrund:

Delphi-Verfahren finden in der Forschung zur Palliativversorgung breite Anwendung; die Ergebnisse bilden eine wichtige Grundlage für Entscheidungen mit Relevanz für die klinische Versorgung. Ziel dieser methodologischen systematischen Übersichtsarbeit war es daher, die Verwendung der Delphi-Technik zur Entwicklung von Best-Practice-Leitlinien in der Palliativversorgung zu untersuchen.

Methodik:

Eine systematische Literatursuche erfolgte in 5 Datenbanken. Einschlusskriterium war der Einsatz der Delphi-Technik zur Entwicklung von Leitlinien für gute klinische Praxis in der Palliativversorgung. Es wurden Daten zur Methodik (u.a. Konsens-Kriterium sowie Ziel, Design und Anzahl der Delphi-Runden) und zur Reporting-Qualität extrahiert.

Ergebnis:

35 Artikel (1997 – 2015) zu 30 empirischen Studien wurden zur Volltextanalyse herangezogen. Die meisten Studien (n = 23) berichteten ein statistisches Konsens-Kriterium (z.B. Prozentsatz der Zustimmung); 2 nutzten prozedurale Definitionen (z.B. Antwort-Stabilität); in 5 Studien war kein Kriterium definiert. Mehrheitlich kamen 2 (n = 14) oder 3 (n = 8) Runden zum Einsatz; häufigstes Ziel der Iteration war das Erreichen von Konsens bezüglich des Ratings von Items (n = 24). Nur 5 Studien berichteten eine Vorab-Testung des Erhebungsinstruments. Für 9 Studien fehlte eine angemessene Diskussion potenzieller Limitationen. Daneben wurden Diskrepanzen in der Beschreibung der Technik beobachtet, z.B. bezüglich des Verständnisses einer „Delphi-Runde“ oder einer „modifizierten“ Delphi-Studie.

Schlussfolgerung:

In den untersuchten Delphi-Studien fanden sich bedeutsame Unterschiede hinsichtlich der Qualität des Designs und der Darstellung essenzieller Prozess- und Ergebnisparameter. Wir empfehlen daher eine sorgsame Anwendung dieser Technik einschließlich der Begründung methodischer Details. Außerdem wird ein Reporting-Standard vorgeschlagen, der die Beurteilung der Qualität des Designs sowie der daraus resultierenden Empfehlungen erlaubt.