Kasuistik:
Ein 75-jähriger Patient stellte sich zur Abklärung einer in der FDG-PET hypermetabolen,
malignitätssuspekten pleuraständigen Raumforderung im linken Oberlappen vor. Bekannt
waren eine interstitielle Lungenerkrankung (radiologisches Muster einer Histiozytose),
ein ehemaliger Nikotinabusus (40 pys) und eine progrediente Belastungsdyspnoe. Da
bronchoskopisch weder direkte noch indirekte Tumorzeichen auffällig waren, erfolgte
eine transthorakale CT-gesteuerte Biopsie mit einer Stanze. Bereits unmittelbar nach
der Gewebegewinnung fiel im CT ein schmaler Pneumothorax (5 mm) links auf. Fünfzehn
Minuten später kam es schlagartig zu mehrmaligem Erbrechen und einer konvulsiven Episode
mit anschließendem Bewusstseinsverlust. Nach intensivmedizinischer Stabilisierung
zeigte die kraniale CT rechtsbetonte, disseminierte Hypodensitäten entlang der Mediaendäste,
die bei einer kurzzeitig postinterventionell abgrenzbaren Luftsichel in der Aorta
ascendens suggestiv für Luftembolien waren. Die MRT zeigte dort multiple frische demarkierte
kortikale Infarkte beidseits. Die transösophageale Echokardiografie blieb frei von
Spontankontrast. Der Pneumothorax wurde mittels Saugdrainage und die zerebrale Luftembolie
mit hyperbaren Oxygenierungstherapie (HBOT) behandelt. Der Patient entwickelte rezidivierende
konvulsive Episoden, die im Verlauf unter Levetiracetam sistierten. Nach Extubation
und Verlegung auf Normalstation persistierte eine linksseitige Hemiparese, die sich
nach Rehabilitation vollständig regredient zeigte. Histologisch wurde ein großzellig
neuroendokrines Karzinom der Lunge diagnostiziert.
Diskussion:
Die CT-gesteuerte transthorakale Lungenbiopsie stellt eine etablierte Intervention
zur histologischen Sicherung peripherer Raumforderungen dar. Häufige Komplikationen
sind Pneumothorax (15 – 25%, davon drainagepflichtig 4 – 6%) und pulmonale Hämorrhagien
(4,7%), hingegen kommen Tumoraussaat entlang des Punktionsweges (0,06%) und die systemische
Luftembolie (0,06 – 0,4%) sehr selten vor. Letzteres kann mit zerebraler, pulmonal-
und koronararterieller Embolie einhergehen und deshalb akut lebensbedrohlich sein.
Klinisch sind Brustschmerz, konvulsive Episoden, Stammhirndysfunktionen und Aktivierung
der Gerinnungskaskade möglich. Neben den Supportivmaßnahmen stellt eine unverzügliche
HBOT die Therapie der Wahl dar.