Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(02): 182-191
DOI: 10.1055/s-0037-1598123
Kurzvorträge 2: Versorgung in der Geburtshilfe
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hyperemesis gravidarum – sind Frauen mit Migrationshintergrund besonders gefährdet?

Authors

  • J Stoba

    1   Klinik für Gynäkologie, Charité Universitätsmedizin Berlin
  • M David

    1   Klinik für Gynäkologie, Charité Universitätsmedizin Berlin
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Publication Date:
01 March 2017 (online)

 
 

    Einleitung:

    Eine schwere Hyperemesis gravidarum (H.g.) gilt als klassisches Beispiel für ein Zusammenspiel somatischer, psychischer und sozialer Ursachenfaktoren. Der Migrationsprozess ist ein starker psychosozialer Stressor, mit erhöhtem Risiko für psychische und/oder körperliche Folgen. Eigene und internationale Studien zeigen: Der Migrantinnenanteil unter H.g.-Patientinnen in Zuwanderungsländern ist überproportional hoch. Unklar sind Auswirkungen einer H.g. auf fetale Entwicklung und perinatales Outcome. Mit einer Untersuchung stationärer H.g.-Fälle werden Unterschiede zwischen Patientinnen mit und ohne Migrationshintergrund eruiert.

    Methodik:

    Retrospektive quantitative Datenanalyse stationär behandelter Patientinnen mit H.g. 1997 – 2015; Erfassung von Alter, Ethnizität, Schwangerschaftsalter bei Aufnahme, Gravidität/Parität, Klinikaufenthaltsdauer, Dauer der Symptomatik vor Aufnahme, Ketonurieausprägung bei Aufnahme und Entlassung, Komorbiditäten, Wiederaufnahme. Zuordnung zu drei Patientinnengruppen (Frauen ohne Migrationshintergrund (MH), mit türkischem MH, mit anderem MH) erfolgte mittels Namensanalyse.

    Ergebnisse:

    1103 Frauen mit H.g. wurden stationär behandelt (Gesamtaufnahmen 1304), der Migrantinnenanteil war mit 78,6% verglichen zur altersstandardisierten weiblichen Wohnbevölkerung im Umkreis (56,87%) überproportional hoch. Innerhalb der drei Kollektive ergaben sich keine signifikanten Unterschiede, außer bezüglich Gravidität/Parität und Schwangerschaftsalter, wobei die Frauen ohne MH eine geringere Graviditäts- und Paritätszahl, sowie ein höheres Schwangerschaftsalter hatten.

    Schlussfolgerungen:

    Ein MH muss als Risikofaktor für die Entwicklung einer H.g. beachtet werden. Neben der somatischen Behandlung sollten psychologisch/psychosomatische Konzepte Anwendung finden. Eine Auswertung des perinatalen Outcomes der H.g.-Patientinnen erfolgt.


    No conflict of interest has been declared by the author(s).