Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 379-395
DOI: 10.1055/s-0037-1600065
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Retrospektive Analyse von Chorionizität und Präeklampsie bei Geminischwangerschaften der halleschen Perinatalzentren zwischen 2006 und 2016

M Riemer
1   KH St. Elisabeth und St. Barbara Halle, Klinik für Geburtshilfe, Halle, Deutschland
2   Uniklinikum Halle, Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin Halle, Halle, Deutschland
,
G Seliger
2   Uniklinikum Halle, Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin Halle, Halle, Deutschland
,
S Seeger
1   KH St. Elisabeth und St. Barbara Halle, Klinik für Geburtshilfe, Halle, Deutschland
,
M Tchirikov
2   Uniklinikum Halle, Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin Halle, Halle, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 
 

    Einleitung:

    Mehrlingsschwangerschaften nehmen in westlichen Industrienationen aufgrund von assistierter Reproduktionsmedizin und später Familienplanung zu [1,2]. Mehrlingsschwangerschaften gelten als Risikofaktor für Präeklampsie [3]. Dabei wird der Einfluss der Chorionizität auf die Entstehung der Präeklampsie kontrovers diskutiert, Studienergebnisse bleiben unklar.

    Hypothese:

    Schwangere Frauen mit dichorialen Geminischwangerschaften haben ein höheres Risiko für eine Präeklampsie als schwangere Frauen mit einer monochorialen Geminischwangerschaft.

    Methoden und Materialien:

    Retrospektiv wurden alle Zwillingsentbindungen zwischen Januar 2006 und März 2016 am Uniklinikum Halle und dem St. Elisabeth und St. Barbara Krankenhaus Halle ausgewertet. Von 627 Zwillingsentbindungen wurden 14 wegen fehlender Beschreibung der Chorionizität ausgeschlossen. Unterschiede wurden mittels des Chi2-Test analysiert sowie bei signifikanten Unterschieden zur Adjustierung die logistische Regression durchgeführt.

    Ergebnisse:

    Bei 81 von 627 Geminischwangerschaften fand sich eine Form der Präeklampsie, wobei es sich bei 69 um dichoriale und bei 12 um monochoriale Geminischwangerschaften handelte (18% vs. 8%, p = 0,011). Mütter ≥40 Jahre erkrankten signifikant häufiger während einer Geminischwangerschaft an einer PE (33% vs. 14%, p = 0,031). Diabetische Mütter entwickelten häufiger eine Präklampsie (33% vs. 14%, p = 0,048). Nach Adjustierung stellte sich mittels logistischer Regression für dichoriale Geminischwangerschaften ein OR von 2,11 (CI 1,105 – 4,029) dar.

    Diskussion:

    Dichoriale Geminischwangerschaften zeigen im untersuchten Kollektiv ein doppelt so hohes Risiko für die Entstehung einer Präeklampsie. Die möglichen Gründe hierfür sind vielfältig. Immunologische, genetische oder organisch-quantitative Ursachen scheinen ursächlich [4,5,6].

    Fazit:

    Folgestudien müssen Aufschluss über die Pathogenese und bestehende Unterschiede geben.

    Quellen:

    [1] Kupka MS et al., Assisted reproductive technology in Europe, 2010: results generated from European registers by ESHRE†, Hum Reprod. 2014 Oct 10;29(10):2099 – 113

    [2] Beemsterboer SN et al., The paradox of declining fertility but increasing twinning rates with advancing maternal age, Hum Reprod. 2006 Jun;21(6):1531 – 2. Epub 2006 Feb 23

    [3]. English FA et al., Risk factors and effective management of preeclampsia, Integr Blood Press Control. 2015; 8: 7 – 12

    [4] Goswami D et al, Excess syncytiotrophoblast microparticle shedding is a feature of early-onset pre-eclampsia, but not normotensive intrauterine growth restriction, Placenta. 2006 Jan;27(1):56 – 61.

    [5] Hahn S et al, Fetal cells and cell free fetal nucleic acids in maternal blood: new tools to study abnormal placentation?, Placenta (2005), 26, 515e526

    [6] de Groot CJ et al., Preeclampsia is associated with increased cytotoxic T-cell capacity to paternal antigens. Am J Obstet Gynecol. 2010 Nov;203(5):496.e1 – 6.


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    No conflict of interest has been declared by the author(s).