Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 379-395
DOI: 10.1055/s-0037-1600066
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Effekt des plazentaren Harnsäuretransportsystems auf die neonatale Entwicklung

M Baumann
1   Universitäts-Frauenklinik Bern, Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Bern, Schweiz
,
C Marini
1   Universitäts-Frauenklinik Bern, Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Bern, Schweiz
,
B Lüscher
1   Universitäts-Frauenklinik Bern, Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Bern, Schweiz
,
D Surbek
1   Universitäts-Frauenklinik Bern, Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Bern, Schweiz
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Die Harnsäure als Marker für die Präeklampsie ist seit über hundert Jahr bekannt. Wenig weiss man über die Regulation des plazentaren Harnsäuretransportsystems und seinem Hauptharnsäuretransporter, glucose transporter 9 (GLUT9). Unsere Frage war es, ob es bei Abwesenheit von plazentarem GLUT9 zu einer fetalen Hyperurikämie kommt und in der Folge zu einer Entwicklungsstörung. Mittels eines systemischen GLUT9-knockout Mausmodells beabsichtigten wir, den Effekt von fetaler Hyperurikämie auf das Wachstum von Jungtieren und deren Organentwicklung zu untersuchen.

    Methoden:

    Sechs-Wochen-alte weibliche GLUT9(+/-)-Mäuse, welche unter regulärer Diät gehalten wurden, paarten wir mit männlichen GLUT9(+/-)-Mäusen. Nach der Paarung wurde während der gesamten Schwangerschaft (21 Tage) zur regulären Diät Inosine verabreicht, was zu einer Hyperurikämie bei den fetalen GLUT9(-/-), nicht aber bei den maternalen GLUT9(+/-)-Mäusen führt. Ab Tag 7 wurden die Jungtiere bis Tag 70 täglich gewogen; danach wurden die Organe gewogen und histologisch untersucht.

    Ergebnisse:

    Zwischen der GLUT9(+/+)- und GLUT9(-/-)-Gruppe zeigten sich signifikante Gewichtsunterschiede bei den weiblichen Jungtiere zwischen Tag 12 und 35. Neonatale weibliche GLUT9(-/-)-Jungtiere waren deutlicher leichter als GLUT9(+/+)-Kontrolltiere. Bezüglich der Nieren zeigten gegenüber GLUT9(+/+)-Tieren die GLUT9(-/-)-Tiere eine signifikante Gewichtsreduktion von mind. 25%. GLUT9(-/-)-Tiere zeigten im Nierenparenchym multiple nekrotische Läsionen, während Kontrolltiere histologisch unauffällige Nieren zeigten.

    Schlussfolgerungen:

    Unsere Daten zeigen, dass bei GLUT9(-/-)-Mäusen eine fetale Hyperurikämie während der Schwangerschaft mit einer gestörten Entwicklung einhergeht. Das Wissen um den zugrundeliegenden Pathomechanismus kann das Verständnis bezüglich des Zusammenhanges zwischen Hyperurikämie und plazentarer Dysfunktion verbessern sowie den Mechanismus der metabolisch-bedingten fetalen Programmierung aufklären. Dies ermöglicht wiederum die Entwicklung präventiver und therapeutischer Strategien für die Präeklampsie.


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    No conflict of interest has been declared by the author(s).