Fragestellung:
Ist eine Schwangerschaftsprolongation bei schwerer Präeklampsie mit simultanem HELLP-Syndrom
bei extremer fetaler Unreife möglich? Kann Methylprednisolon (Urbason®) zur Verbesserung
der Gesamtsymptomatik eingesetzt werden? Welches Procedere von Diagnostik, Therapie
und Überwachung ist zu empfehlen?
Methodik:
Aufgrund der langjährigen positiven Erfahrungen im Einsatz von Methylprednisolon (Urbason®)
zur Schwangerschaftsprolongation an der Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe
und Pränatalmedizin Halle (über 80 Fälle seit 2001) entschlossen wir uns im Fall der
33-jährigen Erstgravida mit schwerer Präeklampsie (sFlt-1/PlGF-Quotient 339) und HELLP-Syndrom
mit Diagnosestellung nach 25+0 v. SSW aufgrund der extremen Unreife und initial stabiler
maternaler und fetaler Situation zur Prolongation unter Urbasongabe bei intensiver
interdisziplinärer Überwachung zur Verbesserung des Reifegrades des Feten.
Ergebnisse:
Durch den Einsatz von Methylprednisolon (Urbason®) nach standardisiertem Schema (gewichtsadaptierte
Dosierung und Halbierung der Dosis alle 2 Tage) unter engmaschiger interdisziplinärer
Betreuung gelang es, die Schwangerschaft erfolgreich bis 26+1 v. SSW zu prolongieren
(8 Tage Schwangerschaftsverlängerung), wodurch eine normale Lungenreifeinduktion mittels
Celestan® und Reifegradverbesserung des Feten durchgeführt und erzielt werden konnte.
Die HELLP-Symptomatik (Oberbauchbeschwerden, typische Laborkonstellation) bildete
sich unter besagter Therapie vollends zurück. Die Entbindung erfolgte letztlich per
sectionem in Spinalanästhesie wegen zunehmender maternaler Pleuraergüsse beidseits
bei Hypalbuminämie und vorbekannter mittelgradiger Niereninsuffizienz und nephrotischem
Syndrom. Das Frühgeborene (730 g, APGAR 6/6/8, NvpH 7,43) wurde postnatal auf der
neonatologischen ITS weiter betreut.
Schlussfolgerung:
Bei stabiler maternaler und fetaler Situation im Rahmen einer schweren Präeklampsie
und/oder HELLP-Syndrom ist durch den gezielten Einsatz von Methylprednisolon (Urbason®)
unter engmaschiger stationärer Überwachung eine Prolongation der Gravidität zur Reifegradverbesserung
des Feten in Zentren möglich.