Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 406-429
DOI: 10.1055/s-0037-1601509
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwangerschaftsprolongation bei schwerer Präeklampsie mit HELLP-Syndrom und extremer fetaler Unreife mittels Einsatz von Methylprednisolon (Urbason ®)

V Thäle
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Zentrum für Fetalchirurgie, Universitätsklinikum Halle (Saale)
,
B Walenta
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Zentrum für Fetalchirurgie, Universitätsklinikum Halle (Saale)
,
J Pacholke
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Zentrum für Fetalchirurgie, Universitätsklinikum Halle (Saale)
,
M Tchirikov
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Zentrum für Fetalchirurgie, Universitätsklinikum Halle (Saale)
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Fragestellung:

Ist eine Schwangerschaftsprolongation bei schwerer Präeklampsie mit simultanem HELLP-Syndrom bei extremer fetaler Unreife möglich? Kann Methylprednisolon (Urbason®) zur Verbesserung der Gesamtsymptomatik eingesetzt werden? Welches Procedere von Diagnostik, Therapie und Überwachung ist zu empfehlen?

Methodik:

Aufgrund der langjährigen positiven Erfahrungen im Einsatz von Methylprednisolon (Urbason®) zur Schwangerschaftsprolongation an der Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin Halle (über 80 Fälle seit 2001) entschlossen wir uns im Fall der 33-jährigen Erstgravida mit schwerer Präeklampsie (sFlt-1/PlGF-Quotient 339) und HELLP-Syndrom mit Diagnosestellung nach 25+0 v. SSW aufgrund der extremen Unreife und initial stabiler maternaler und fetaler Situation zur Prolongation unter Urbasongabe bei intensiver interdisziplinärer Überwachung zur Verbesserung des Reifegrades des Feten.

Ergebnisse:

Durch den Einsatz von Methylprednisolon (Urbason®) nach standardisiertem Schema (gewichtsadaptierte Dosierung und Halbierung der Dosis alle 2 Tage) unter engmaschiger interdisziplinärer Betreuung gelang es, die Schwangerschaft erfolgreich bis 26+1 v. SSW zu prolongieren (8 Tage Schwangerschaftsverlängerung), wodurch eine normale Lungenreifeinduktion mittels Celestan® und Reifegradverbesserung des Feten durchgeführt und erzielt werden konnte. Die HELLP-Symptomatik (Oberbauchbeschwerden, typische Laborkonstellation) bildete sich unter besagter Therapie vollends zurück. Die Entbindung erfolgte letztlich per sectionem in Spinalanästhesie wegen zunehmender maternaler Pleuraergüsse beidseits bei Hypalbuminämie und vorbekannter mittelgradiger Niereninsuffizienz und nephrotischem Syndrom. Das Frühgeborene (730 g, APGAR 6/6/8, NvpH 7,43) wurde postnatal auf der neonatologischen ITS weiter betreut.

Schlussfolgerung:

Bei stabiler maternaler und fetaler Situation im Rahmen einer schweren Präeklampsie und/oder HELLP-Syndrom ist durch den gezielten Einsatz von Methylprednisolon (Urbason®) unter engmaschiger stationärer Überwachung eine Prolongation der Gravidität zur Reifegradverbesserung des Feten in Zentren möglich.