Einleitung:
Das SIADH (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion) stellt eine Störung der Osmoregulation
dar, die durch inadäquat hohe Sekretion von ADH (antidiuretisches Hormon) mit konsekutiver
Retention von freiem Wasser eine Hyponatriämie bedingt und für ca. 30% der Hyponatriämien
in der erwachsenen Gesamtpopulation verantwortlich ist. Es liegen bisher nur wenige
publizierte Fälle eines SIADH in der Schwangerschaft vor. In der Schwangerschaft kommt
es typischerweise zu einem milden Rückgang der Serumosmolalität mit dem Tiefpunkt
in der 8.-10. SSW ohne weitere signifikante Änderungen bis zum Ende der Schwangerschaft.
Die Mortalität von schwangeren Patientinnen mit akut progredienter Hyponatriämie von
< 120 mmol/l und eintretenden Krampfanfällen ist mit bis zu 50% in der Literatur dokumentiert.
Fallbericht:
Wir berichten über eine 28-jährige I. Grav./I. Para in der 9. SSW, die über Übelkeit
und Erbrechen seit ein paar Tagen klagt. Zum Aufnahmezeitpunkt zeigte sich eine deutlich
im Allgemeinzustand reduzierte Patientin. Unter der Diagnose Hyperemesis gravidarum
wurde mit einer entsprechenden Therapie (NaCl-Infusionen, 5%-Glucoselösung und Vomex
i.v.) begonnen. Paraklinisch zeigte sich im Verlauf eine Hyponatriämie mit 120 mmol/l
(Ref. 135 – 145). Bei progredientem Natriumabfall bis auf 117 mmol/l trotz Volumenexpansion
mit salzhaltigen Infusionslösungen und einem Urin-Natrium von 157 mmol/l sowie einer
Urin-Osmolalität von über 500mosmol/l wurde die Diagnose eines SIADH gestellt. Unter der Substitution hyperosmolaler Natriumlösung unter engmaschigen
Kontrollen des Serumnatriums (cave: pontine Myelinolyse) sowie Flüssigkeitsrestriktion
und Eiweißsubstitution kam es zu dem gewünschten Anstieg des Serumnatriums. Das Erbrechen
sistierte. Das Serumnatrium persistierte um 133 mmol/l ohne spezifische Therapie im
weiteren Verlauf.
Schlussfolgerung:
Das Vorliegen eines SIADH in der Schwangerschaft stellt eine seltene ernstzunehmende
Erkrankung dar. Insbesondere bei persistierender Hyperemesis gravidarum sollte das
Serumnatrium bestimmt werden. Die einzige zugelassene medikamentöse Therapie für ein
SIADH (Tolvaptan) ist in der Schwangerschaft kontraindiziert. Bisher existieren keine
Leitlinien für das Management eines SIADH in der Schwangerschaft. Eine nephrologische
Mitbetreuung ist sinnvoll. Neben dem Ausgleich einer Volumendepletion und aggressiver
Antiemese ist bei ausgeprägter Symptomatik die Gabe hyperosmolarer Salzlösung notwendig.
Eine Therapie mit Urea (Harnstoffpulver) könnte eine geeignete effektive, aber nicht
als Arzneimittel zugelassene Alternative darstellen.