Seit langem ist gut belegt, dass Männer, die Sex mit Männern haben, (MSM) die höchsten
Infektionsraten bei HIV haben und ebenso ein erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare
Infektionen (STI). Der Europäische MSM Internet Survey bemängelte bereits im Jahr
2010, dass die Diagnostik und Behandlung dieser Infektionen in Deutschland ungenügend
ist. Der in den Gesundheitsämtern flächendeckend angebotene HIV-Test deckt diese Infektionen
nicht ab. Niedergelassene Arztpraxen haben diese Infektionen nicht ausreichend im
Blick, zudem wird eine Diagnostik, wenn Symptome fehlen, wie dies bei STI häufiger
der Fall ist, nicht ohne weiteres von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Häufig
unterbleibt eine weitergehende Diagnostik, sodass in der Folge STI und auch HIV-Infektionen
weiter verbreitet werden. Um STIs in dieser Zielgruppe zu reduzieren, entschied die
AIDS/STD Beratung des Gesundheitsamtes Ende 2012, ihr Angebot zu erweitern. Neben
der anonymen und kostenlosen Diagnostik auf HIV, Syphilis und Hepatitis B, die mittels
einer Blutentnahme durchgeführt werden kann, wird seither bei MSM ein Analabstrich
auf Chlamydien und Gonorrhoe angeboten. Mittels der Polymerase Chain Reaction (PCR)
können diese Infektionen zuverlässig diagnostiziert werden. Der Abstrich kann von
den jeweiligen Personen selbst durchgeführt werden. Die Entscheidung einer Begrenzung
auf einen Analabstrich fiel aus epidemiologischen Gründen. Bei MSM werden bei Analabstrichen
die meisten dieser Infektionen entdeckt.
Die Einführung des Analabstrichs wurde mit einem Fragebogen an die Nutzer dieses Angebots
verbunden. Im selben Zeitraum – Ende 2012 bis Mitte 2016 – wurden die Diagnosen der
teilnehmenden Personen zusammengefasst. 393 Personen nutzten das Angebot.
Die Ergebnisse der Befragung und der Effekt des Angebots werden hier vorgestellt.
Die Ergebnisse sprechen dafür, dass es sich hierbei um ein Angebot handelt, das die
Zielgruppe der MSM erreicht und präventiv wirksam ist. Bei 9,9% der Teilnehmer wurden
positive Chlamydien-Befunde und bei 3,6% positive Gonorrhoe-Befunde diagnostiziert.
Das Angebot wird mit steigender Nachfrage genutzt.