PPH 2017; 23(03): 150
DOI: 10.1055/s-0037-1603487
Rund um die Psychiatrie
Aktuelle Studien
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Visserman ML, Righetti F, Kumashiro M Van Lange PAM. Me or Us? Self-Control Promotes a Healthy Balance Between Personal and Relationship Concerns.

Contributor(s):
Jörg Kußmaul
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Publication Date:
22 May 2017 (online)

Hintergrund: Eine erfüllte Liebesbeziehung lebt davon, dass sich beide Partner einbringen. Dabei stellt sich die Frage, wie viel Zeit und Energie beider Partner ist mindestens notwendig oder gar zu viel?

Das Gleichgewicht zwischen den eigenen Bedürfnissen und Zielen sowie die des Partners zu finden und zu halten, erscheint mit der Dauer der Beziehung zunehmend schwieriger. Die Forscher argumentieren, dass ein dauerhaftes Ungleichgewicht häufig zu Lasten eines der Partner mit negativen Auswirkungen für die Liebesbeziehung einhergeht.

Die Studie beschäftigt sich mit der Fragestellung, ob die hohe persönliche Selbstkontrolle und -beherrschung sich fördernd auf das Gleichgewicht in der Liebesbeziehung auswirkt? Weiterhin wurde untersucht, ob die Selbstkontrolle und -beherrschung zu einer höheren Zufriedenheit für die einzelne Person sowie generell in der Partnerschaft führt.

Methode: Für die Prüfung der ersten Hypothese wurden 126 Liebespaare gebeten, eine Selbstbeurteilung zur Messung der persönlichen Selbstkontrolle und -beherrschung mit dem Tangeny-Self-Control-Fragebogen sowie zur Einschätzung des individuellen Antwortverhaltens mit der Stroop-Color-Work-Bewertung durchzuführen. Die Teilnehmer dokumentierten täglich in einem Buch, ob sie ein Gleichgewicht in der Beziehung empfinden.

Die zweite Hypothese wurde anhand von 149 anderen Liebespaaren geprüft. Es wurden die Life-Satisfaction-Scale, Dyadic-Adjustment-Scale und ein Online-Fragebogen verwendet. Die Paare bewerteten in einem Seminar zusätzlich die persönliche Selbstkontrolle und -beherrschung mit dem zuvor angewendeten Tangeny-Self-Control-Fragebogen.

Ergebnis: Es konnten Effekte nachgewiesen werden, dass sich durch die hohe Selbstkontrolle und -beherrschung beider Liebespartner ein Ungleichgewicht in der Beziehung reduzieren beziehungsweise präventiv verhindern lässt. Der Wille zur Charakterentwicklung, um die eigene Selbstkontrolle und -beherrschung zu erhöhen, kann sich bereits beziehungsfördernd auswirken.

Fazit: Die hohe Selbstkontrolle und -beherrschung beider Partner fördert das Gleichgewicht zwischen persönlichen Beziehungsansprüchen.