Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604496
Plenarvorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Epigenetische Mechanismen bei Suchterkrankungen – hat das eine Bedeutung für die Praxis?

T Hillemacher
1   Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover
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Publication Date:
08 August 2017 (online)

 
 

    Suchterkrankungen sind multifaktoriell verursachte Störungsbilder, bei denen neben psychologischen und sozialen Einflüssen auch wesentliche neurobiologische Mechanismen ursächlich sind. Die neurobiologischen Mechanismen der Alkoholabhängigkeit spielen dabei für das Verständnis der Erkrankung eine wesentliche Rolle. Im zentralen Nervensystem sind bei der Entstehung und Aufrechterhaltung abhängiger Verhaltensweisen verschiedene zentrale Neurotransmittersysteme involviert – vor allem aber dopaminerge Regelkreise und das endogene Opioidsystem. Die Regulation dieser Regelkreise unterliegt unter anderem auch epigenetischen Mechanismen wie z.B. Veränderungen im Methylierungsmuster spezifischer Gene. Aktuelle Studien zeigen die Bedeutung epigenetischer Mechanismen sowohl bei stoffgebundenen wie auch bei stoffungebundenen Abhängigkeitserkrankungen. So konnte beispielsweise für verschiedene Suchterkrankungen (Tabakabhängigkeit, Alkoholabhängigkeit, pathologisches Spielen) gezeigt werden, dass sich die Methylierungsmuster in der Promoterregion des D2-Rezeptor-Gens signifikant von gesunden Kontrollen unterscheiden. Diese und andere Ergebnisse deuten darauf hin, dass epigenetische Mechanismen eine Rolle in der Entstehung und in der Aufrechterhaltung süchtiger Verhaltensweisen zukommt. Diese Forschungsergebnisse könnten helfen, sowohl für die Prävention wie auch für die Therapie spezifische Biomarker zu entwickeln und so eine individualisierte Behandlung von Suchterkrankungen möglich zu machen.


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