Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604516
Symposien
S-04 Achtsamkeitsübungen in der Suchttherapie und -prävention: Forschungsverbund IMAC-Mind (BMBF)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Achtsamkeitsbasierte Psychotherapie bei Jugendlichen mit Substanzgebrauchsstörungen

C Baldus
1   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
T Legenbauer
2   LWL-Universitätsklinik Hamm
,
N Arnaud
1   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
R Thomasius
1   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Publication History

Publication Date:
08 August 2017 (online)

 
 

    Einleitung:

    Schätzungen zufolge leiden 10 bis 15% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren an einer Alkoholgebrauchsstörung und 5,5 bis 2,2% an einer Cannabisgebrauchsstörung. Die Folgekosten für Abhängigkeitserkrankungen im Jugendalter sind hoch, die Auswirkungen auf das weitere Leben, insbesondere auch in Hinblick auf die berufliche Entwicklung sind dysfunktional. Die Erfolge derzeit angebotener Therapien bleiben verbesserungswürdig: 50 bis 81% der ambulant oder stationär behandelten jungen Patienten erleiden Rückfälle.

    Methodik:

    Im Rahmen des Forschungsverbundes „IMAC-Mind“ (Improving Mental Health and Reducing Addiction in Childhood and Adolescence through Mindfulness: Mechanisms, Prevention and Treatment) wird im Rahmen eines Teilprojekts der Effekt einer um achtsamkeitsbasierte Elemente ergänzte bzw. erweiterte Therapie von Minderjährigen mit Substanzgebrauchsstörungen untersucht. Die Entwicklung der Intervention erfolgt auf Grundlage erster Erfahrungen mit achtsamkeitsbasierten Rückfallpräventionsprogrammen für abhängigkeitserkrankte Jugendliche in den USA. Die Evaluation umfasst eine Pilotphase sowie eine randomisiert-kontrollierte Evaluation (n = 246) an der LWL-Universitätsklinik Hamm und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

    Ergebnisse:

    Bisherige Erfahrungen aus den USA zeigen, dass achtsamkeitsbasierte Interventionsangebote auch bei Jugendlichen sicher sind und mit Erfolg angewandt werden können. Ziel achtsamkeitsbasierter Interventionen ist dabei insbesondere, eigene Gefühle und Bedürfnisse aus einer akzeptierenden, nicht wertenden Haltung heraus zu betrachten. Es wird dabei Wert darauf gelegt, aufkommende negative Kognitionen oder Craving mit Abstand wahrnehmen zu können, anstatt sich mit negativen Kognitionen direkt zu identifizieren oder Impulsen zum Substanzkonsum unmittelbar nachgeben zu müssen. Weiterhin erhöht Achtsamkeit nachweislich die Stresstoleranz, was einer dauerhaften Abstinenz gleichfalls zuträglich ist.

    Schlussfolgerung:

    Die Studie kann Aufschluss darüber geben, inwiefern achtsamkeitsbasierte Therapien von Substanzgebrauchsstörungen im Jugendalter in Deutschland effektiv sind und wie gut sie von Betroffenen angenommen werden.


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