Einleitung:
Kolorektale Karzinome (KRK) entstehen in 80% über die Adenom-Karzinom Sequenz, in
20% über serratierte Läsionen. Die Nachsorge nach Polypektomie wird durch endoskopische
und histopathologische Faktoren bestimmt. Eine molekulare Charakterisierung von Polypen
wird nicht empfohlen, kann zur Risikostratifizierung aber helfen.
Ziele:
Korrelierend mit klinischen Daten (Screening-Koloskopie-Kollektiv) sollen durch eine
molekulare Charakterisierung von kolorektalen Polypen Risikomarker und Subgruppen
von Patienten mit potenziell erhöhtem KRK-Risiko definiert werden.
Methodik:
100 Patienten (medianes Alter: 62,9 Jahre, 50 m, 50 w) wurden in diese multizentrische
Studie (NCT02595645) eingeschlossen. Polypenbiopsien wurden formalinfrei (PAXgene®)
asserviert. Nach Histopathologie erfolgte die molekulare Charakterisierung (Targeted
Next Generation Sequencing: 38 Gene, GeneRead DNAseq Targeted Panels V2, Qiagen®;
MiSeq (Illumina®)). Die genetischen und histopathologischen Analysen wurden voneinander
verblindet durchgeführt.
Ergebnisse:
Bei 100 Patienten wurden 224 Polypen entfernt. 121 Polypen (54%) waren < 10 mm, 71
(31,7%) ≥10 mm; 32 Polypen (14,3%) ohne Größenangabe. 90 Polypen (40,2%) im linken,
126 Polypen (56,3%) im rechten Kolon; 8 Polypen (3,6%) ohne Lokalisationsangabe. 112
Polypen (50%) waren adenomatöse, 110 Polypen (49,1%) nicht-adenomatöse Läsionen; 2
Polypen (0,9%) ohne histopathologische Diagnose. Klinische und molekulare Daten wurden
korreliert. Signifikante Assoziationen wurden für BRAF-, KRAS-, TCF7L2-, FBXW7- und
CTNNB1-Mutationen beobachtet: Multivariate Analysen zeigten, dass Polypen ≥10 mm ein
signifikant höheres relatives Risiko (RR) für Onkogen-Mutationen aufweisen (RR 3.467
(1.742 – 6.933)). Adenome und rechtsseitige Polypen sind unabhängige Risikofaktoren
für CTNNB1-Mutationen (RR 18.559 (2.371 – 145.245) und 12.987 (1.637 – 100.00)).
Schlussfolgerungen:
Die molekulare Charakterisierung von kolorektalen Polypen ist leicht in den Arbeitsablauf
der aktuellen Koloskopie-Praxis zu integrieren. Es gibt verschiedene genetische Muster
in Bezug auf Größe, Lage und Histologie der Polypen, welche dem Kliniker helfen können,
das individuelle Risikoprofil des Patienten besser abzuschätzen und damit das Nachsorgeintervall
zu planen.