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DOI: 10.1055/s-0037-1607705
Fallbericht – Uterustorsion im 2. Trimenon bei Uterus duplex
Publication History
Publication Date:
27 October 2017 (online)
Unvorhersehbare und akut verlaufende Notfallsituationen werden schnell zur Herausforderung für den Geburtshelfer. Eine korrekte Risikoeinschätzung mit ggf. unmittelbarer Entscheidung ist für die erfolgreiche Bewältigung dieser Ereignisse unabdingbar. Im vorliegenden Fallbericht berichten wir über eine seltene geburtshilfliche Notsituation – eine Uterustorsion bei Uterus duplex in der Schwangerschaft.
Die 27-jährige Erstgravida wurde in der 26+1. SSW bei plötzlichen stärksten Unterbauchschmerzen vorstellig. Bis dahin erfolgte nur die reguläre Schwangerschaftsvorsorge.
Bei Aufnahme präsentierte die Patientin ein akutes Abdomen sowie einen positiven Schockindex. Es zeigte sich zudem eine fetale Bradykardie von ca. 80bpm, sodass bei Verdacht auf vorzeitige Plazentalösung die Indikation zur Notsectio gestellt wurde.
Intraoperativ zeigte sich im linken Becken ein kleiner vitaler Uterus, in dem sich der Fetus nicht befand. Im rechten Becken zeigte sich ein größerer livide verfärbter zweiter Uterus. Eröffnung per querer Uterotomie und Entwicklung eines unreifen, schlappen Neugeborenes aus Beckenendlage. Anschließend stellte sich folgender Situs dar: Uterus duplex mit zwei getrennten Zervices mit Torsion des kindstragenden rechten Uterus um 180 °. Nach Detorquierung konnte der Eingriff organerhaltend beendet werden. Postoperativ erhielt die Patientin bei einem Blutverlust von ca. 2000 ml zwei Erythrozytenkonzentrate. Ansonsten weitestgehend unkomplizierter postoperativer Verlauf. Die Patientin konnte am 7. postoperativen Tag entlassen werden. Das Neugeborene war unmittelbar nach der Entbindung bei schwerer fetaler Asphyxie und Frühgeburtlichkeit intubationspflichtig, wurde 30 Minuten reanimiert (NapH 6,78, APGAR 0/0/0, 1100 g) und verstarb leider am 4. Lebenstag. Die Patientin wurde psychologisch angebunden.
Eine Uterustorsion in der Schwangerschaft ist äußerst selten und geht mit einer fetalen Mortalität von bis zu 18% einher. Sie wird definiert als eine Rotation des Uterus um die Längsachse über 45 ° bis 180 °-360 °. Die Klinik ist unspezifisch. Sie variiert zwischen Symptomlosigkeit bis hin zu akutem Abdomen. Die Äthiopathogenese der Uterustorsion bleibt weiterhin unklar. Risikofaktoren scheinen Lageanomalien des Fetus, Myome, Ovarialzysten oder, wie im beschriebenen Fall, Uterusanomalien zu sein. Uterusduplikationsanomalien sind neben der Uterustorsion mit einer erhöhten Infertilitäts- und Abortrate assoziiert. Ebenfalls sind intrauterine Fruchttode, Plazentalösungen, fetale Wachstumsretardierungen und Distress häufiger.
Eine Uterustorsion in der Schwangerschaft ist ein lebensbedrohlicher Notfall für Mutter und Kind. Dabei hängt die maternale und perinatale Mortalität vom Gestationsalter sowie Schweregrad und Dauer der Torsion ab. Bei akutem Abdomen sollte insbesondere bei Uterusanomalien eine Uterustorsion ausgeschlossen werden, auch wenn die vorzeitige Plazentalösung eine der wichtigsten und weitaus häufigeren Differentialdiagnose darstellt.
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