Fragestellung:
Ziel unserer Studie war es, die Anwendung des Mediums „Video“ zu Lehr- und Lernzwecken
in der Gebärabteilung zu demonstrieren. Videoaufnahmen vaginaler Geburten dienen der
Veranschaulichung geburtshilflicher Massnahmen und Tätigkeiten von Hebammen und Geburtshelfern.
Sie bieten die Möglichkeit, im Nachhinein das eigene Tun zu reflektieren, zu evaluieren
und zu diskutieren sowie den Vorteil, dies in Abwesenheit der Gebärenden und deren
Angehöriger tun zu können.
Methodik:
Zwischen Februar 2015 und Juni 2017 evaluierten wir im Rahmen einer prospektiven Observationsstudie
100 Frauen, welche bei 37+0 bis 42+1 SSW am UniversitätsSpital Zürich einen Einling
aus Schädellage vaginal gebaren und dabei eine Geburtsverletzung erlitten. Bei jeder
Geburt wurde dabei das Einschneiden des Kopfes sowie die gesamte Kindsentwicklung
mittels Video aufgezeichnet und die durchgeführten Handlungen von Hebammen und Geburtshelfern
dann im Nachhinein analysiert und beurteilt.
Ergebnis:
Wiederkehrende Auffälligkeiten waren nicht dem Standard entsprechende Hygienemassnahmen
(z.B. unsterile/unsaubere Geburtsunterlage, unsterile Handschuhe), unzureichende Kopfbremse
währende der Expulsion, fehlende Dammvisualisierung während der Kindsentwicklung,
fehlende/unzureichende Führung der Arme/Schultern bei der Entwicklung, nicht dem Standard
entsprechende Episiotomietechnik (Handhabung der Schere, Schnittansatz, Schnittwinkel)
sowie eine ungünstige Kommunikation zwischen dem Personal und der Gebärenden (alle
sprechen gleichzeitig, durcheinander und z.T. mit konträrem Inhalt). Bei Vakuumentbindungen
fiel zudem z.T. eine falsche Einlagetechnik und Positionierung der Glocke/des Cups,
eine falsche Zugrichtung und eine falsche Handhabung des Vakuumequipments auf.
Schlussfolgerung:
Die Videoanalyse geburtshilflicher Tätigkeiten bei vaginalen Geburten ist eine einfach
anwendbare und sehr nützliche Methode zu Lehr- und Lernzwecken in der Gebärabteilung.
Sie leistet einen Beitrag zur Demonstration der Massnahmenqualität sowie zur Veranschaulichung
der Interaktion beteiligter Personen und kann auch zur Evaluation der Handlungen des
geburtshilflichen Personals herangezogen werden.