Zusammenfassung
Epidemiologische Studien zeigen, dass Adipositas, unabhängig von dem Vorliegen eines
Diabetes mellitus, einer arteriellen Hypertonie oder anderer Komorbiditäten, ein Risikofaktor
für chronische Nierenerkrankungen ist. Weitere Befunde gibt es hinsichtlich einer
Verbindung von chronischen Nierenerkrankungen bei Adipositas und Veränderungen der
Adipokinsekretion (Hyperleptinämie, Adiponektinmangel), einer Aktivierung des Renin-
Angiotensin-Systems, einer chronischen Inflammation, einer endothelialen Dysfunktion,
einer Lipidakkumulation, einer beeinträchtigten renalen Hämodynamik und einer im Verhältnis
zum Körpergewicht verminderten Nephronanzahl. Ganz allgemein aggraviert das Vorliegen
einer Adipositas den Verlauf zahlreicher primärer Nierenerkrankungen, z.B. Glomerulonephritiden,
aber sie beeinflusst auch die Nierenfunktion nach Nierentransplantation. Mikroalbuminurie,
Proteinurie, Hyperfiltration und eingeschränkte Nierenfunktion sind mit Adipositas
assoziiert. Histologisch findet sich eine spezielle Form einer sekundären fokal- segmentalen
Glomerulosklerose, die bevorzugt bei Adipositas vorkommt. Klinisch relevant sind Beobachtungen,
dass drastischer Gewichtsverlust entweder durch Modifikation des Lebensstils oder
durch bariatrische Chirurgie die Nierenfunktionsstörungen, vor allem die Albuminurie
und Hyperfiltration, bei ehemals adipösen Patienten verbessern kann, so dass davon
auszugehen ist, dass Nierenerkrankungen bei Adipositas stringenten Präventionsprogrammen
zugänglich sind. Die diabetische Nephropathie (DN) ist die führende Ursache für ein
chronisches Nierenversagen bei Erwachsenen in der westlichen Welt. Typische morphologische
Veränderungen umfassen eine Verbreiterung der glomerulären Basalmembranen, eine Expansion
des Mesangiums mit diffuser oder nodulärer Glomerulosklerose (Kimmelstiel-Wilson-Knoten)
und eine arterioläre Hyalinose. Normalerweise entsteht die DN nach einem ca. 10–15
jährigen Krankheitsverlauf und weist dann einen progressiven Verlauf auf bis hin zum
terminalen Nierenversagen. Es gibt jedoch inzwischen Hinweise, dass glomeruläre und
tubulointerstitielle Läsionen bei DN bis zu einem gewissen Maß nach Korrektur der
Blutzuckerwerte reversibel sind. Die vorliegende Übersicht beschäftigt sich vor allem
mit der Pathogenese und Morphologie der Nierenfunktions- und Strukturveränderungen
bei Adipositas und assoziierter Nierenerkrankungen wie der diabetischen Nephropathie.
Summary
Epidemiological studies indicate that obesity can be a risk factor of chronic kidney
disease (CKD) irrespective of the presence or absence of diabetes, arterial hypertension
and other comorbidities. Evidence accumulated of a linkage between CKD in obesity
and abnormalities in adipokine secretion, activation of renin-angiotensin system (RAS),
chronic inflammation, endothelial dysfunction, lipid accumulation, impaired renal
hemodynamics and diminished nephron number related to body mass. In general, obesity
is known to aggravate the course of many primary renal diseases such as glomerulonephritis
(GN), but also impairs renal function after kidney transplantation. Microalbuminuria,
proteinuria, hyperfiltration and impaired renal function are associated with obesity.
Histologically, secondary focal segmental glomerulo - sclerosis has been shown to
be particularly caused by obesity resulting in the term obese-FSGS. Of practical interest
for clinical nephrology, loss of body weight either by lifestyle modification or bariatric
surgery improves albuminuria and hyperfiltration in obese patients making renal disease
in obesity accessible for prevention programmes. Diabetic nephropathy (DN) is the
leading cause of chronic renal failure in adults in the western world. Typical morphological
feature of the disease are thickening of the glomerular basement membrane, mesangial
expansion with diffuse or nodular glomerulosclerosis (Kimmelstiel Wilson nodules)
and arteriolar hyalinosis. Usually DN develops after 10–15 years of diabetic mellitus
and is progressive in nature resulting in end-stage kidney disease. There is, however,
recent evidence that glomerular and tubulointerstitial lesion in DN are to some extent
reversible after correction of hyperglycemia. It is the purpose of this review to
specifically address the pathogenesis and morphology of renal functional and particularly
structural changes in obesity and associated renal disease such as diabetic nephropathy.
Schlüsselwörter
Adipositas - Niere - Metabolisches Syndrom - fokal-segmentale Glomerulosklerose (FSGS)
- diabetische Nephropathie
Keywords
Obesity - kidney - metabolic syndrome - focal segmental glomerulosclerosis (FSGS)
- diabetic nephropathy