Hamostaseologie 2001; 21(01): 5-11
DOI: 10.1055/s-0037-1619498
Original article
Schattauer GmbH

Chemotherapie und Hämostase unter besonderer Berücksichtigung der Apoptose

Chemotherapy and hemostasis with impact upon apoptosis
F. Gieseler
1   I. Medizinische Klinik im Universitätsklinikum Kiel (UKK)(Direktor: Prof. Dr. U. R. Fölsch)
,
T. Bartscht
1   I. Medizinische Klinik im Universitätsklinikum Kiel (UKK)(Direktor: Prof. Dr. U. R. Fölsch)
,
H. Schiller
1   I. Medizinische Klinik im Universitätsklinikum Kiel (UKK)(Direktor: Prof. Dr. U. R. Fölsch)
,
M. Clark
1   I. Medizinische Klinik im Universitätsklinikum Kiel (UKK)(Direktor: Prof. Dr. U. R. Fölsch)
,
H. D. Bruhn
1   I. Medizinische Klinik im Universitätsklinikum Kiel (UKK)(Direktor: Prof. Dr. U. R. Fölsch)
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Publication Date:
27 December 2017 (online)

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Zusammenfassung

In klinischen Studien wurden signifikante Korrelationen zwischen zytostatischer Chemotherapie und Strahlentherapie einerseits und dem Auftreten von Thromboembolien andererseits dokumentiert. Der gemeinsame pathophysiologische Mechanismus ist in diesem Zusammenhang in der spontanen oder therapieinduzierten verstärkten Freisetzung gerinnungsaktiver Substanzen aus den Tumorzellen bis hin zur verstärkten Thrombinbildung zu sehen. Die vermehrte Freisetzung von Thrombin bei metastasierenden Malignomen hat offensichtlich jedoch noch weitere Konsequenzen, welche über die rein hämostaseologischen Aspekte hinausreichen: Thrombin wirkt nicht nur als Enzym des Hämostasesystems, sondern kann bei verschiedenen Tumorzellinien eine Proliferation oder in höheren Konzentrationen auch Apoptose induzieren. Wir konnten jetzt zusätzlich demonstrieren, daß die Vorinkubation von Leukämiezellen (HL-60) mit Thrombin zu einer deutlich verminderten Apoptoserate bei Behandlung dieser Zellen mit dem Topoisomerase-Inhibitor Idarubicin führt. Damit wäre eine mögliche Erklärung für die positiven Effekte einer kombinierten Chemotherapie und Antikoagulation gefunden, welche durch weiterführende Zellkulturversuche und klinische Studien erhärtet werden müßte.

Summary

As a consequence of chemotherapy and radiation therapy an increased rate of thromboembolic complications has been monitored in clinical studies. Spontaneous or therapy induced liberation of thromboplastins and thrombin has been shown to be the molecular mechanism. The increased liberation of thromboplastins by tumour cells has additional consequences: thrombin does not only act as enzyme of the haemostatic system, but is able to induce increased proliferation of tumour cells or, in higher concentrations, even apoptosis. Additionally, we could demonstrate that the preincubation of leucaemic cells (HL-60) with thrombin reduces the rate of apoptosis induced by the topoisomerase inhibitor idarubicin. The reduction of thrombin liberation in tumour patients by anticoagulation therefore might increase the effect of idarubicin to induce apoptosis. This combined effect of anticoagulation and chemotherapy on apoptosis has to be investigated in further clinical studies.