Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel: Die visuelle Beurteilung der Lungen von Mastschweinen nach der Schlachtung ist eine
Methode der Bestandsdiagnostik, die pathologische und ätiologische Untersuchungen
ergänzt und hauptsächlich zur Schätzung von Prävalenz und Ausmaß von Lungenveränderungen
durchgeführt wird. Die korrekte Bewertung setzt voraus, dass krankheitsbedingte Veränderungen
richtig von Artefakten differenziert werden, die durch den Schlachtprozess verursacht
sind. Die vorliegende Untersuchung wurde mit dem Ziel durchgeführt, Lungenveränderungen,
die nicht den bekannten Läsionen zugeordnet werden können, morphologisch und histologisch
zu charakterisieren. Material und Methoden: In drei Schlachtbetrieben mit unterschiedlichen Betäubungs- (Elektrozange, CO2) und Brühverfahren (Trog, Tunnel) wurden jeweils 100 Schweine untersucht und auffällige
Lungen von je acht Schweinen entnommen. Veränderte Lokalisationen wurden makroskopisch
und mit histologischen Standardverfahren untersucht. Ergebnisse: Grundsätzlich ließen sich drei verschiedene Arten von schlachtungsbedingten Artefakten
feststellen. Flächige, rote bis rot-blaue Verfärbungen des Lungenparenchyms der Haupt-
und Spitzenlappen konnten histopathologisch als Atelektasen bewertet werden. Die Aspiration
von Blut führt zu petechienartigen Veränderungen, die häufig an den Spitzenlappen
zu sehen sind. Bei der Trogbrühung kann die Aspiration größerer Mengen von Brühwasser
zu einer grau bis grau-braunen Verfärbungen der Lungenoberfläche führen. Schlussfolgerung: Die Erhebung von Lungenbefunden nach der Schlachtung zur Prävalenzschätzung bestimmter
pneumonischer Veränderungen setzt eine korrekte Unterscheidung entzündlicher Lungenveränderungen
von schlachtungsbedingten Artefakten voraus. Eine Differenzierung ist anhand des Palpationsbefundes
und der Beurteilung der Schnittfläche weitgehend möglich.
Summary
Objective: The visual examination of lungs from slaughtered pigs is, in addition to pathological
and etiological investigations, a useful method for estimating the prevalence and
extent of gross lung lesions in a group of pigs or a pig herd. It is necessary to
distinguish lesions caused by diseases from artefacts caused by the slaughter process.
The aim of the present investigation was the morphological and histological characterisation
of findings which are not in compliance with known gross lung lesions in pigs. Material and methods: In three abattoirs, with different techniques for stunning (electricity and CO2) and heating before depilation (boiling and vapour deposition), 100 pigs were examined
on each occasion and samples were taken from eight lungs showing abnormal changes.
The tissue from those lungs was examined morphologically and with standard histological
procedures. Results: Generally, three different types of artefacts were observed. Laminar, red or red-blue
coloured changes of the lung parenchyma of the cranial and/or caudal lobes were histopathologically
identified as atelectases. The aspiration of blood led to changes in the cranial lobes
that were similar to petechial bleedings. In pigs heated by boiling, the possible
aspiration of water provoked grey or grey-brown changes on the surface of the lungs.
Conclusion: The assessment of lung scores after slaughtering in order to estimate the prevalence
and impact of respiratory diseases needs a clear differentiation between inflammatory
lung lesions and technical artefacts. This differentiation is possible if visual inspection
is combined with palpation and incision of the lung tissue.
Schlüsselwörter
Schwein - Bestandsdiagnostik - Schlachtcheck - Atemwegserkrankung - Lungenscore -
Histologie - Artefakt
Keywords
Swine - herd diagnostics - slaughter check - respiratory disease - lung scoring -
histology - artefact