Zusammenfassung
Das Cassengewölbe in Weimar war ein Sammel-grab für honorige Bürger der Stadt, das anno 1826 wieder
einmal entsorgt werden musste. Darin befanden sich auch die sterblichen Überreste
von Schiller, der dort 1805 begraben worden war. Der Weimarer Bürgermeister Carl Leberecht
Schwabe sah die Gelegenheit gekommen, Schillers Skelett zu bergen und auf eine würdige
Weise zu beerdigen. In aufregenden nächtlichen Aktionen wurden schließlich der Schädel
und einige Tage später auch die Reste des Skeletts aufgefun-den. So konnte schließlich
die erneute Beisetzung in der Weimarer Fürstengruft erfolgen.
Anno 1883 äußerten zuerst der Anatom Hermann Welcker in Halle und dann auch 1911 der
Anatom August von Froriep in Tübingen ihre Zweifel an der Echtheit des Schillerschen
Schädels aufgrund vergleichender Untersuchungen der Schädelma-ße mit den Totenmasken.
Von Froriep setzte eine erneute Ausgrabung des Cassengewölbes durch und identifizierte
einen anderen Schädel als den richtigen. Jetzt gab es also zwei Schädel und dann auch
zwei Gräber von Schiller. Deshalb wurde der russische Archäologe Gerassimov 1963 mit
der Rekonstruktion des Kopfes beauftragt. Ihm gelang eine schöne Nachbildung, die
jetzt im Schillerhaus in Weimar zu besichtigen ist. Aber Zweifel blieben trotzdem bestehen. Die Stiftung
Klassik in Weimar veranlasste 2006 deshalb Exhumierungen und eine nochmalige Kontrolle mit modernsten
Untersuchungsmethoden. Das Ergebnis war, dass keiner der beiden Schädel unse-rem großen
Dichter gehörte. Schillers Schädel ist nicht mehr da.
Summary
The Cassengewölbe in Weimar was a collective mausoleum used for the burial of honourable citizens of
the city and which was due for a periodical clearing out in 1826. At the time, it
also contained the mortal remains of Schiller, who had been buried there in 1805.
The Mayor of Weimar at the time, Carl Leberecht Schwabe, saw an opportunity to exhume
Schiller's skeleton and give it a dignified burial. In a flurry of dramatic nocturnal
activity the skull was finally found, along with the rest of the skeleton several
days later. And so it was finally possible to lay his remains to rest in Weimar’s
Ducal Vault. In 1883 the anatomist Hermann Welcker in Halle, followed by the anatomist
August von Froriep in Tübingen in 1911, cast doubts on the authenticity of the Schiller
skull based on studies comparing the skull dimensions with those of the death masks.
Von Froriep succeeded in having the Cassengewölbe re-excavated, whereupon he identified
a different skull as the right one. Now Schiller had two skulls and two graves. The
Russian archaeologist Gerassimov was therefore commissioned in 1963 to reconstruct
the head. He produced a lovely replica now on display in the Schillerhaus in Weimar. Nagging doubts remained, however. In 2006 the Klassik in Weimar Foundation therefore once again commissioned exhumations and reanalysis using the
most modern methods available. The result: neither of the two skulls was that of the
great poet. Schiller's skull is still missing.
Schlüsselwörter
Schiller - Medizingeschichte - Schillers Schädel - Schillers Exhumierungen - Schillers
Grab
Keywords
Schiller - medical history - Schiller's skull - Schiller's exhumations - Schiller's
grave