Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(01): 83-92
DOI: 10.1055/s-0038-1625057
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perinatale Sterblichkeit in Berlin

JW Dudenhausen
1   GGGB, Berlin
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Publication Date:
11 January 2018 (online)

 
 

    2016 sind in Berlin 42.479 Geburten dokumentiert. Von diesen sind 159 Kinder totgeboren, das ist eine Totgeborenenrate von 3,7/1000 Geburten. Nach einer Presseveröffentlichung des Statistischen Bundesamtes betrug diese Ziffer für Deutschland in 2016 3/1000 Geborene. 62 Totgeborene wogen bei der Geburt 500 – 1000 g, 42 Kinder 1000 – 2000, 29 2000 – 3000, 20 3000 – 4000 und 6 > 4000 g.

    Vor der Geburt wurden in Berlin 112 fetale Tode beobachtet, während der Geburt 8, unklar ist bei 39 Kindern der Zeitpunkt des Todes (vor bzw. während der Geburt). Zuzüglich der 74 bis zum 7. Lebenstag verstorbenen Kindern beträgt 2016 die perinatale Mortalität in Berlin mit 233 Kindern 5,49/1000 Geborene. Die Totgeborenenrate ist in Deutschland und in den sog. high-income countries (nach WHO Definition) seit vielen Jahren unverändert. Bei den internationalen Vergleichen von Totgeborenenraten und der perinatalen Mortalität ist zu berücksichtigen, dass in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Definitionen, Meldepraxen sowie gesetzliche Regeln gelten. Trotzdem sollte zur Senkung der Totgeborenenrate die Analyse der fetalen Todesursachen vorgenommen werden, um Präventionsstrategien zu entwickeln. In den Jahren 2013/14 starben in den Berliner Kliniken 401 Kinder, davon 223 infolge einer nicht-iatrogenen Ursache, die anderen infolge von Fetozid und Schwangerschaftsabbruch. Die ‚natürliche‘ Totgeborenenrate betrug 3/1000 Geborene (in den Jahren 2013/14, für 2016 sind die Daten noch nicht analysiert). Nach der Angabe der klinischen Todesursache starben 2013/14 42% wegen plazentarer Ursachen, 5% aus fetalen, 5% aus maternalen und 12% aus umbilikalen Gründen. Bei 42% der ‚natürlichen‘ Totgeborenen wurde keine klinische Todesursache angegeben. Nur bei etwa 9% dieser Kinder wurde eine Obduktion durchgeführt, so dass ein pathologisch-anatomischer Befund vorlag. Die Ursache war in 16 von 21 fetalen Todesfällen plazentar (8 chronische Plazentainsuffizienz, 8 akute PI), 4 fetale Ursachen, 1 Infektion, bei 4 Fällen war die Todesursache unklar, eine umbilikale Ursache wurde nicht gefunden. Bei den klinischen Risikobefunden in der Schwangerschaft zeigte sich deutlich ein höheres Risiko des fetalen Todes bei intrauteriner Mangelentwicklung, bei Nikotingenuss oder Alter > 35 Jahren der Schwangeren und bei ausländischer Nationalität der Schwangeren. Ad hoc Reaktionen auf diese Daten müssten in einer Verbesserung der Diagnostik der IUGR und einer Kampagne gegen das Rauchen in der Schwangerschaft sein.


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