Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(01): 83-92
DOI: 10.1055/s-0038-1625066
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Postpartale Hämorrhagie aufgrund einer partiellen Inversio uteri (Kasuistik)

SA Lehmann
1   GGGB, Berlin
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Publication Date:
11 January 2018 (online)

 
 

    Die stationäre Aufnahme der 27-jährigen I-Gravida bei 41+0 SSW erfolgte zur Geburtseinleitung bei Terminüberschreitung und V.a. SGA. Anamnese und Schwangerschaft waren ohne Besonderheiten. Nach oraler Gabe von Misoprostol kam es zur unkomplizierten Geburt eines Mädchens mit regelrechten Parametern. Die Placenta wurde nach 3 IE Oxytocin i.v. mittels cord traction geboren. Zeitgleich gab es nach einer Schmerzäußerung eine kurze Bewusstseinstrübung der Patientin, unmittelbar danach war diese wieder adäquat ansprechbar und schmerzfrei. Die folgende vaginale Blutung war verstärkt. Eine Geburtsverletzung, volle Blase als Kontraktionshindernis oder pathologische Laborwerte konnten ausgeschlossen werden. Die Placenta wirkte vollständig, jedoch aufgebrochen. Bei mäßigem Fundustonus erfolgte zunächst die Gabe von Oxytocin i.v. und Misoprostol rectal. Bei persistierender Blutung bestand die Indikation zur operativen Therapie. Eine manuelle Austastung gelang bei MM-Spasmus nicht, in der instrumentellen Curettage konnten Koagel und Gewebe geborgen werden. Unter Gabe von Sulproston sistierte die Blutung. Die Transfusion von EK wurde bei mittlerweile hohem Blutverlust begonnen. Bei erneut starker Blutung und sonographischem V.a. intracavitäres Koagel Entschluss zur Re-Curettage. Die Ballonkatheter-Einlage verlief frustran. Unter Gabe von Pabal sistierte die Blutung. Bei der nach Massentransfusion intensivpflichtigen Patientin kam es im Verlauf wieder zu einer übermäßigen Blutung, daher fiel der Entschluss zur Hysterektomie. Intraoperativ zeigte sich eine partielle Inversio uteri. Bei kritischem Allgemeinzustand erfolgte kein Versuch der Reposition. Die Hysterektomie verlief komplikationslos. Histologisch ergaben sich am Präparat keine Besonderheiten. Postoperativ gelang neben der zügigen Rekonvaleszenz ein gutes Bonding. Nach intensiven Gesprächen unter Einbindung des Partners konnte die Patientin bei körperlichem und emotionalem Wohlbefinden entlassen werden. Die Inversio uteri ist eine seltene geburtshilfliche Komplikation (1:5000 bis 1:400000). Die cord traction an der Placenta ist in diesem Fall wohl als Ursache anzusehen. Die untypische Schmerzfreiheit der Frau sowie der partielle Befund der Inversio erschwerten die Diagnosefindung.


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