Zusammenfassung
Die Wirksamkeit der medikamentösen Rückfallprophylaxe in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit
wurde insbesondere für Acamprosat und Naltrexon nachgewiesen. Dennoch ist unklar,
inwieweit eine pharmakologische Behandlung unabhängig von der individuellen Charakteristik
des behandelnden Patienten wirksam ist. So stellt sich die Frage nach differenzierten
Indikationskriterien. Aktuelle Studienergebnisse geben Hinweise darauf, dass Symptome
wie Angst, Depression, somatische Störungen und Suchtdruck, aber auch typologische
Differenzierungen hilfreich sein können, die Wirksamkeit der Behandlung abzuschätzen.
Generell erscheint die pharmakotherapeutische Rückfallprophylaxe wirksamer bei Patienten
mit einem frühen Beginn der Alkoholabhängigkeit, die auch nach Cloninger als Typ II
definiert werden. Auf Basis der Typologisierung nach Lesch gibt es Hinweise darauf,
dass Acamprosat insbesondere bei Typ I (+ II), Naltrexon eher bei Typ III und IV die
Rückfallwahrscheinlichkeit mindert. Weitere, insbesondere prospektive klinische Studien
unter Einbeziehung neurobiologischer und pharmakogenetischer Parameter sind nötig,
um zu überprüfen, ob sich aus diesen Hinweisen differenzierte Therapieempfehlungen
ergeben können.
Summary
The efficacy of pharmacological relapse prevention in alcoholism with acamprosate
and naltrexone has been supported by several controlled trials. However, it remains
uncertain whether any differential indication for treatment exists. Recent studies
suggest that symptoms like anxiety, depression, somatic distress, and craving, as
well as typological differentiation might give useful hints to predict the outcome
of treatment. In general, pharmacological treatment seems to be efficacious especially
in alcoholics with early onset (Cloninger type II). Applying Lesch’s typological differentiation,
acamprosate might be mainly effective in type I (+ II), whereas naltrexone revealed
best treatment effects in type III and IV. Further prospective trials are warranted
to prove, whether subgrouping, possibly under inclusion of neurobiological and pharmacogenetic
parameters, might be useful to provide guidelines for anti-craving treatment in the
future.
Schlüsselwörter
Anti-Craving - Alkoholabhängigkeit - Acamprosat - Naltrexon - Rückfallprophylaxe
Keywords
Anti-craving - alcoholism - acamprosate - naltrexone - relapse prevention