Nuklearmedizin 1992; 31(02): 57-63
DOI: 10.1055/s-0038-1629602
Originalarbeiten
Schattauer GmbH

Bindung des monoklonalen Antikörpers BW 250/183 an menschliche Granulozyten[*]

Binding of the Monoclonal Antibody BW 250/183 to Human Granulocytes

Authors

  • A. Steinsträßer

    1   Aus dem Radiochemischen Laboratorium der Hoechst AG, Frankfurt/Main, Homburg/Saar, FRG
  • R. Berberich

    2   Abteilung für Nuklcarmedizin der Radiologischen Universitätsklinik, Homburg/Saar, FRG
  • L. Kuhlmann

    1   Aus dem Radiochemischen Laboratorium der Hoechst AG, Frankfurt/Main, Homburg/Saar, FRG
  • S. Zabori

    2   Abteilung für Nuklcarmedizin der Radiologischen Universitätsklinik, Homburg/Saar, FRG
  • A. Schwarz

    1   Aus dem Radiochemischen Laboratorium der Hoechst AG, Frankfurt/Main, Homburg/Saar, FRG
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Publication History

Eingegangen: 01 November 1991

Publication Date:
05 February 2018 (online)

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Zusammenfassung

Für den szintigraphischen Nachweis entzündlicher Herde wird seit einiger Zeit die spezifische Bindung geeigneter monoklonaler Antikörper an menschliche Granulozyten ausgenutzt. Mit dem Antikörper BW 250/183 wurde versucht, die hierbei zugrundeliegende Bindungskinetik aufzuklären. Als wichtigste Voraussetzung für eine spezifische Zellbindung konnte gezeigt werden, daß der Markierungsvorgang die Immunreaktivität nicht beeinflußt. Bindungsstudien ergaben für den Antikörper eine Affinitätskonstante von 2 × 109l/mol. Üblicherweise werden pro Patient 0,25-1,0 mg des 99mTc-markierten Antikörpers eingesetzt. Nach intravenöser Applikation stellte sich bei den beschriebenen Untersuchungen rasch ein Gleichgewichtszustand im Blut ein, bei dem etwa 1/4 der Aktivität in zellgebundener Form vorlag. Der übrige Aktivitätsanteil fand sich in Form des markierten IgG im Plasma und konnte so direkt mit den Granulozyten, die bereits im Entzündungsherd kumuliert waren, reagieren. Auch eine drastische Reduktion der applizierten Antikörpermenge änderte an diesem Gleichgewichtszustand nichts, das Massenwirkungsgesetz scheint hier nicht unmittelbar anwendbar zu sein. Interferenzen mit Plasmabestandteilen können als Ursache für dieses Verhalten ausgeschlossen werden. Appliziert man statt der Antikörper Granulozyten, die in vitro mit dem Antikörper markiert wurden und bei denen der nicht gebundene Antikörperanteil durch Waschschritte entfernt wurde, so stellt sich bereits innerhalb der ersten 10 min ebenfalls dasselbe Bindungsgleichgewicht im Plasma ein. Interessanterweise verlängerte sich die intravasale Verweildauer der Aktivität hierbei deutlich.

Summary

Lately, the specific binding of appropriate monoclonal antibodies to human granulocytes has been used for the scintigraphic detection of inflammatory foci. Using the antibody BW 250/183 we studied the underlying binding kinetics. As an important requirement for a specific cell binding it has been shown that the labelling procedure does not change the immunoreactivity of the antibody. An affinity constant of 2 x 109 l/mol has been calculated from binding studies. Usually, 0.25-1.0 mg of the 99mTc-labelled antibody are applied per patient. In the present study an equilibrium in blood appeared quickly after intravenous application; at steady state about one fourth of the activity was cell-bound. The rest of the activity circulated in the plasma in the form of labelled IgG and was able to react directly with those granulocytes which were already accumulated in the inflamed area. Even a drastic reduction of the applied protein mass did not change this equilibrium. The law of mass action seems not to be directly applicable to this problem. Interferences with components of the plasma can be excluded as explanation for this behaviour. After application of in-vitro labelled granulocytes from which unbound antibodies were removed completely by washing, an identical steady state was observed within 10 min after injection; however, in this situation the intravasal residence time of activity increased distinctly.

* Herrn Prof. Dr. Dr. E. Oberhausen zum 65. Geburtstag