In der Notfallversorgung ist bei Schwindel die Abgrenzung einer peripheren vestibulären
Funktionsstörung zu einem akut zentralen Geschehen von besonderer Bedeutung. Bei initial
unverdächtiger otoneurologischer Untersuchung kann eine klinische Verschlechterung
der einzige Hinweis auf eine zentrale Ursache des Schwindels sein.
Falldarstellung:
Ein 57-jähriger Patient stellte sich in der Notaufnahme mit akut aufgetretenem Drehschwindel
mit Übelkeit und Erbrechen vor. In der otoneurologischen Untersuchung zeigte sich
ein Spontannystagmus nach links mit Fallneigung nach rechts im Romberg-Stehversuch,
eine pathologische Abweichung nach rechts im Unterberger-Tretversuch und einen sakkadierten
Kopf-Impuls-Test rechts. Die übrigen neurologischen Befunde waren regelrecht. Bei
klinischer Verschlechterung zeigte sich am Folgetag eine diskrete Dysdiadochokinese
und im cCT demaskierte sich ein Kleinhirninfarkt links, der sich in den Folgetagen
auf den Hirnstamm ausweitete. Der Patient verstarb 5 Tage später auf der neurologischen
Intensivstation.