Die Versorgung älterer Patienten mit einem Cochlea-Implantat (CI) ist bei adäquater
Indikationsstellung risikoarm. Auch wenn die Leistung im Hör- und Sprachverständnis
mit zunehmendem Alter nachlässt, profitieren die Betroffenen von dieser Maßnahme signifikant.
Es ist noch unklar, ob die etablierten rehabilitativen Nachbetreuungskonzepte den
Bedürfnissen dieser Patientengruppe ausreichend gerecht werden. Es soll daher geprüft
werden, wie sich eine zweite Rehabilitationsmaßnahme auf die Hörleistung auswirkt.
Dazu wurden aus der Implantatdatenbank alle erwachsenen, sequentiell bilateral implantierten
Patienten herausgefiltert, deren zweite Seite mindestens zwei Jahren später versorgt
wurde. Revisionen wurden ausgeschlossen. Es wurde die beste Hörleistung des erstversorgten
Ohres direkt vor und innerhalb von 2 Jahren nach der Implantation der Gegenseite verglichen.
Es konnten 205 Patienten eingeschlossen werden. Das Einsilberverstehen in Ruhe bei
65 dB Sprachpegel lag vor der Rehabilitation bei 59,7 ± 26,1% (Mittelwert ± Standardabweichung).
Nach der Rehabilitation verbesserte sich dieser Wert auf 70,9 ± 25,2%. Dieser Zugewinn
um durchschnittlich 11,2% ist signifikant bei p < 0,01 (Wilcoxon-Rangsummentest).
Regressionsanalysen zeigten weder eine Abhängigkeit vom Alter der Patienten zum Zeitpunkt
der zweiten Operation noch von der Dauer zwischen beiden Eingriffen.
Bei der zweiten Rehabilitationsmaßnahme sequentiell bilateral implantierter CI-Patienten
steht die Optimierung der zweiten Seite im Vordergrund. Dennoch profitiert auch das
erste Ohr signifikant von dieser Maßnahme. Als Grund können verschiedene Mechanismen
diskutiert werden. Letztendlich zeigt die Auswertung aber, welches Potential eine
wiederholte Rehabilitation auf das Sprachverständnis haben kann.