CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2018; 97(S 02): S227
DOI: 10.1055/s-0038-1640498
Abstracts
Otologie: Otology

Mittelohrübertragungsfunktion (METF) der Schimpansen (Pan paniscus und Pan troglodytes) im Vergleich zum Menschen (Homo sapiens) – artspezifische Charakteristika

M Neudert
1   Univ. HNO-Klinik, Dresden
,
S Ossmann
1   Univ. HNO-Klinik, Dresden
,
M Bornitz
1   Univ. HNO-Klinik, Dresden
,
N Lasurashvili
1   Univ. HNO-Klinik, Dresden
,
T Zahnert
1   Univ. HNO-Klinik, Dresden
,
A Stoessel
2   Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie, Jena
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung:

    Obwohl sich das menschliche Hörvermögen auffallend von dem anderer Primaten unterscheidet, konnte bisher weder die funktionmorphologische Grundlage noch die biologische Bedeutung dieser Unterschiede geklärt werden. Ziel war daher die Charakterisierung der METF unserer nächsten lebenden Verwandten und deren Vergleich mit der menschlichen METF.

    Methoden:

    Es wurden jeweils 4 Ohren des Gemeinen Schimpansen (Pan troglodytes) des Bonobo (Pan paniscus) präpariert. Analog zum humanen Zugangsweg wurde die Ossikelkette über eine erweitere posteriore Tympanotomie dargestellt. Die Schallanregung erfolgte im Gehörgang. Mittels Laser Doppler-Vibrometrie wurde die Fußplattenbewegung erfasst und die METF berechnet. Die METF wurden zwischen den Spezies und mit dem humanen Mittelohr verglichen.

    Ergebnisse:

    Der prinzipielle Verlauf der METF von Mensch und Schimpansen ist gleich. Charakteristische Unterschiede finden sich ab 4 kHz. Die METF beider Schimpansenarten hat bei 4 – 5 kHz eine charakteristische Absenkung mit anschließendem deutlichen Anstieg. Beim Bonobo ist dies ausgeprägter als beim Gemeinen Schimpansen. Im tieffrequenten Bereich liegt vor allem die METF des Bonobo deutlich oberhalb der menschlichen.

    Schlussfolgerung:

    Der Unterschied im tieffrequenten Bereich der METF kann auf die Trommelfellabmessungen zurückgeführt werden; beide Schimpansenarten haben ein deutlich größeres Trommelfell als Menschen. Die evolutionsbiologische Erklärung für diesen Unterschied ist mit hoher Wahrscheinlichkeit in Unterschieden der Habitatakkustik der jeweiligen Arten zu finden. Die Unterschiede oberhalb von 4 kHz sind in Variationen der Ossikelkette zu suchen, wobei eine klare Zuordnung zu spezifischen morphologischen Unterschieden bisher noch nicht gelingt.


    #

    Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

    Prof. Dr. med. Marcus Neudert
    Univ. HNO-Klinik,
    Fetscherstr. 74, 01307,
    Dresden

    Publication History

    Publication Date:
    18 April 2018 (online)

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