Einleitung:
Um neuartige akustische Reize in der Umgebung angemessen zu verarbeiten ist ein gutes
Gleichgewicht zwischen „bottom-up“ und „top-down“ Prozessen nötig. Nur so kann angemessen
auf diese Reize reagiert werden und mögliche Gefahren können rechtzeitig erkannt werden.
Die Interaktion zwischen „top-down“ und “bottom-up” Prozessen bei Cochlea-Implantat
(CI) Patienten, und ihr Einfluss auf die CI Performance sind bislang nicht vollständig
bekannt.
Methode:
In der Studie haben 20 CI Patienten und 20 normalhörende (NH) Kontrollen eine drei-Stimulus
Oddball Aufgabe mit Standard (70%), Target/Deviant (15%) und einmalig auftretenden
Umweltreizen (15%) durchgeführt. Die Aufgabe wurde jeweils einmal aktiv und passiv
durchgeführt. Während der Aufgabe wurden Elektroenzephalografie- (EEG) und Verhaltensdaten
aufgezeichnet, die zwischen den Gruppen und Konditionen verglichen wurden.
Ergebnisse:
Erste Daten bei CI Patienten weisen auf eine beeinträchtigte sensorische Verarbeitung,
aber eine mit NH vergleichbare kognitive Verarbeitung. CI Patienten und NH zeigen
beide eine „bottom-up“-bezogene frühe und eine „top-down“-bezogene späte Novelty-P3,
wobei sich die späte Novelty-P3 in der passiven Bedingung bei beiden Gruppen reduziert.
Gruppenunterschiede zeigen sich für die Amplituden der frühen, nicht jedoch der späten
Novelty-P3.
Schlussfolgerungen:
Die aktuelle Studie ermöglicht den objektiven Vergleich der aktiven und passiven Verarbeitung
neuartiger akustischer Reize bei CI Patienten. Die in Folge des CI-degradierten Hörens
zu beobachtende Beeinträchtigung in „bottom-up“ Prozessen, bei gleichzeitig erhaltener
„top-down“ Verarbeitung zeigt eine Verschiebung des Gleichgewichts bei CI Patienten
im Vergleich zu NH.