Einleitung:
Akuter Tinnitus ist weitverbreitet, aber bisher nicht ausreichend untersucht. Es gibt
nur wenig Evidenz dafür, welche Faktoren zur Umwandlung eines akuten in einen chronischen
Tinnitus beitragen. Ziel der vorliegenden Arbeit war eine Follow-up-Beobachtung über
sechs Monate bei Patienten mit akutem Tinnitus und die Untersuchung von relevanten
Faktoren.
Methoden:
Zwischen 2013 und 2016 wurden Patienten mit akutem Tinnitus eingeschlossen. Es wurden
Fragebögen ausgefüllt und eine Follow-up-Untersuchung erfolgte nach drei Monaten.
Nach sechs Monaten wurden Fragebögen an die Patienten versendet. Interessante Aspekte
waren Hörfunktion, Tinnituscharakteristik, vorhandene Erkrankungen, therapeutische
Maßnahmen und psychologische Faktoren.
Ergebnisse:
49 Patienten mit einem Tinnitusbeginn zwischen 1 und 28 Tagen bei der Erstvorstellung
wurden eingeschlossen. Bei neun Patienten war der Tinnitus im Laufe des Beobachtungszeitraums
verschwunden. Lediglich Hyperakusis und Ohrdruck bei der Erstuntersuchung waren assoziiert
mit einer Chronifizierung des Tinnitus. Bei Patienten, welche einen chronischen Tinnitus
entwickelten, verbesserten sich Tinnitusbelastung und Hörfunktion über den Zeitraum
von sechs Monaten. Tinnituscharaktereigenschaften wie Lautheit, Bewusstheit, Lateralität
und Tinnituspitch blieben relativ stabil.
Schlussfolgerungen:
Entsprechend des vorausgehenden und nicht repräsentativen Charakters der vorliegenden
Studie könnte die hohe Anzahl an Patienten mit chronischem Tinnitus einem Bias unterliegen.
Tinnitusbelastung scheint sich zu bessern in den ersten Monaten nach Tinnitusbeginn.
Die Untersuchung von psychologischen Faktoren assoziiert mit Hyperakusis könnte hilfreich
sein in der Identifizierung von Risikofaktoren für die chronische Manifestation von
Tinnitus.