Einleitung:
Cocain ist mit einer 12-Monats-Prävalenz von 0,8% nach Cannabis die am häufigsten
konsumierte illegale Droge in Deutschland. Bei 4,8% aller Cocainkonsumenten kommt
es zu lokalen Schäden der Nasenschleimhaut mit Hyposmie, Borken, Ulcera, Septumperforation
und Knochenerosion. Lokal spielt die Vasokonstriktion, das mechanische und chemische
Trauma, sowie dadurch begünstigte bakterielle Infekte und Nekrosen eine Rolle. Systemische
Einflüsse durch Osteoblasten-Inhibition, Immunsupression und Bildung von Auto-Antikörpern
werden vermutet. Eine Beeinflussung der Zilienfunktion kann die lokalen Schadfaktoren
potenzieren.
Methoden:
Nasale Epithelzellen von 21 gesunden Probanden wurden mittels Bürstenzytologie extrahiert
und in Ansätze Cocainhydrochlorid-haltiger Nährlösung in den Konzentrationen 0,875%,
1,75%, 3,5% und 7% überführt. Eine Negativkontrolle mit Ringer-Laktat-Lösung diente
als Referenz. Die Epithelzellen wurden mittels invertierter Phasenkontrastmikroskopie
visualisiert und die ziliäre Schlagfrequenz (CBF) wurde minütlich durch Auswertung
von Hochgeschwindigkeitsvideos über einen Zeitraum von 15 Minuten bei 22 °C gemessen.
Ergebnisse:
Unter dem Einfluss von Cocain zeigte sich bei allen getesteten Konzentrationen eine
im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant reduzierte CBF. Diese Abnahme war konzentrations-
und zeitabhängig, so wurde beispielsweise die Schlagfrequenz bei einer Konzentration
von 1,75% von 7,3 ± 1,7 Hz auf 2,84 ± 1,87 Hz nach 15 Minuten gesenkt.
Schlussfolgerung:
Es konnte eine signifikante Abnahme der CBF von gesunden Nasenepithelzellen durch
Cocain nachgewiesen werden. Diese kann, neben weiteren Faktoren, die pathologische
Wirkung von Cocain auf die Nasenschleimhaut erklären.