Hintergund:
Die endoskopische Therapie von peripankreatischen Flüssigkeitsverhalten (PF) konnte
durch Einführung von selbstexpandierenden Metallstents mit Kauterisierungsspitze (HOT-Axios
Stent, Boston Scientific, Ratingen, Germany) im Vergleich zur endosonographischen
Einlage von Kunstoffstents vereinfacht werden. Unklar ist bisher, ob auch reine Flüssigkeitsverhalte,
wie die Pseudozyste (PC) oder postoperative/traumatische Flüssigkeitverhalte (TF)
mit dem HOT Axios Stent behandelt werden müssen. Insbesondere bei der Behandlung von
walled off Nekrosen (WON) sind in der Literatur mehrere Fälle von schweren verzögerten
Blutungen (delayed bleeding) und das einwachsen des Lumen Apposing Metall Stents (Burried
LAMS) berichtet.
Methoden:
Von 2014 – 2017 wurden insgesamt N = 38 Patienten (29 Männner, 9 Frauen, Mittleres
Alter: 63J. 34 – 87) mit insgesamt n = 42 HOT Axiosstents behandelt. In der prospektiv
erhobenen Fallserie wurden die Komplikationen während der Implantation und im Verlauf
erfasst. Für alle Läsionen wurde die Stentliegedauer in Tagen dokumentiert. Es erfolgte
die mikrobiologische Aufarbeitung aller Punktionsflüssigekeiten. Im Fall einer WON
wurden außerdem die Anzahl der Notwendigen Nekrosektomien erfasst. Die Auswertung
erfolgte nach technischem Erfolg (endoskopische Einlage des Stent) und klinischem
Erfolg (Rückbildung der PF ohne Operation und Beschwerdefreiheit im Follow up).
Ergebnisse:
WONs fand sich bei n = 20, PFs bei n = 14 und ein postoperative/traumatischer Flüssigkeitsverhalt
(TF) bei n = 4 Patienten. Die technische Erfolgsrate lag bei 34/38 Fällen (90%). In
3 Fällen konnte die distale Öffnung des Axiosstents nicht sicher endosonographisch
nachvollzogen werden, deshalb wurden zweimal ein neues Stentsystem in gleicher Sitzung
und einmal nach Einlage eines passageren Kunstoffstents eingesetzt. In einem Fall
dislozierte der Stent in die PF und wurde dann nach Anlage eines zweiten Stents geborgen.
Die klinische Erfolgsrate lag bei 33/38 (87%) aller Patienten, die höchste klinische
Erfolgsrate fand sich bei Pseudozysten (13/14 93%) gefolgt von WON (17/20 85%) und
TF (3/4 75%).
Es traten keine burried LAMS oder verzögerte Blutungen auf. In einem Fall kam es am
Tag nach Stentanlage zu einer Blutung aus dem Punktionskanal, im Rahmen der Notfallendoskopie
wurde eine Fibrinkleberinjektion durchgeführt, eine Notfallangiografie fand jedoch
keine aktive Blutung. N = 28 Stents wurden endoskopisch, N = 3 operativ entfernt,
N = 3 Stents waren spontan abgegangen, N = 4 Patienten verstarben an der Grunderkrankung.
Die mittlere Stentliegedauer betrug 79 Tage (SD 73 d).
Schlussfolgerung:
LAMS mit Kauterisierungsspitze ermöglichen einen zuverlässigen endoskopischen Zugang
zu PFS, wobei in unserer Fallserie Pseudozysten im Vergleich zu WON und traumatischen/postoperativen
Flüssigkeitsverhalten die höchste klinische Erfolgsrate zeigten.
Verzögerte Blutungen und burried LAMS traten in unserer Fallserie nicht auf und die
LAMS konnten > 60 Tage in situ verbleiben.