Zusammenfassung
Nach der Injektion hoher Dosen von polyanetholsulfonsaurem Natrium (Liquoid Roche)
kommt es beim Kaninchen zu einer schweren hämorrhagischen Diathese. Die Tiere sterben
im Schock. Das morphologische Substrat entspricht weitgehend dem Bild des sog. generalisierten
Sanarelli-Shwartzman-Phänomens. Gerinnungsanalytische Untersuchungen zeigen als Ursache
der hämorrhagischen Diathese einen Aktivitätsverlust der Faktoren V, Prothrombin,
IX, Fibrinogen und PTA im Sinne einer “Verbrauchskoagulapathie”. Daneben spielen quantitative
und qualitative Störungen an den Thrombozyten in der Genese der Blutungsneigung die
wesentliche Rolle. Neben einer Verminderung der Thrombozytenzahl im strömenden Blut
kommt es auch zu einer erheblichen Verminderung der Thrombozytenfunktionen 1 und 3.
Bei gleichzeitiger Gabe von Liquoid und Protaminsulfat kann das morphologische und
gerinnungsanalytische Bild der Shwartzman-Reaktion nicht hergestellt werden. Die Pathogenese
der quantitativen und qualitativen Thrombozytenänderungen wird diskutiert. Es bleibt
weiterhin noch unklar, welcher Mechanismus die Reaktion letztlich auslöst. Als tierexperimentelles
Modell zum Aufzeigen von Beziehungen zwischen Gerinnungsfaktoren und Blutplättchen
im Sinne einer Hämostase erscheint das Sanarelli-Shwartzman-Phänomen geeignet.