Zusammenfassung
Gerinnungsstörungen nach einem Polytrauma werden eine große Bedeutung für die weitere
Prognose der Patienten beigemessen. In einer prospektiv angelegten Studie wurden bei
20 polytraumatisierten Patienten Gerinnungsund Fibrinolyseparameter analysiert, um
deren Veränderungen während der präklinischen Phase zu definieren. Die Blutentnahmen
wurden zum frühestmöglichen Zeitpunkt am Unfallort und bei Klinikübergabe durchgeführt.
Die gewonnenen Proben wurden mit Hilfe eines speziell konzipierten »Kleinlabors« noch
vor Ort verarbeitet, um möglichst native Meßwerte zu erhalten. Die Patienten wurden
dem Schweregrad der Verletzung entsprechend kategorisiert und hatten einen Verletzungsschweregrad
nach NACA > IV und einen Injury Severity Score (ISS) > 20. Die Ergebnisse zeigen,
daß bereits in der sehr frühen Phase nach Eintritt des Traumas schwerwiegende Veränderungen
des Gerinnungsund Fibrinolysesystems eintreten. Die frühzeitige Thrombingenerierung
führt zu einer Verbrauchskoagulopathie und reaktiven Hyperfibrinolyse. Zusätzlich
erzeugt die Freisetzung von endothelständigem Tissue-type-Plasminogenaktivator eine
primäre Hyperfibrinolyse. Die Veränderungen des Gerinnungsund Fibrinolysesystems in
der frühen präklinischen Phase nach Polytrauma können zu schwerwiegenden klinischen
Komplikationen wie Blutungen, thromboembolischen Komplikationen und zur Ausbildung
von Schockorganen führen.
Schlüsselwörter
Disseminierte intravasale Gerinnung - Polytrauma - Gerinnungsund Fibrinolyseinhibitoren
- Aktivierungsmarker