Zusammenfassung
Thrombin ist nicht nur das Schlüsselenzym der Blutgerinnung sondern ist auch in der
Lage, vielfältige hormonähnliche, rezeptorvermittelte Reaktionen an verschiedenen
Zellen und Geweben auszulösen. Thrombin aktiviert den G-Proteingekoppelten Rezeptor,
indem es vom extrazellulären N-Terminus ein Peptid abspaltet und der neugebildete
N-Terminus als Ligand den Plättchenrezeptor aktiviert. In der Folge wird eine intrazelluläre
Signalkaskade ausgelöst, die zur Formveränderung, Sekretion, Aggregation, Expression
von GPIIb/llla und anderen Adhäsionsmolekülen führt. Die rezeptorvermittelten Thrombineffekte
an den Plättchen können im Prinzip durch Hemmung der Bindung des Thrombins am Rezeptor
über eine Blockade der »Anion-binding-exosite« des Thrombins oder der entsprechenden
Bindungsstelle am Rezeptor verhindert werden. Triabin, ein rekombinantes Protein aus
der Raubwanze Triatoma pallidipennis, ist ein hochwirksamer »Anion-binding-exosite«-lnhibitor,
der in nanomolaren Konzentrationen die Thrombin-Pättchenreaktionen verhindert. Thrombinrezeptorantagonisten
sind in der Entwicklung; sie blockieren die Aktivierung des Rezeptors durch Thrombin
und Rezeptor-aktivierende Peptide (TRAP). Die derzeit verfügbaren Rezeptorantagonisten
sind Peptide mit relativ geringer inhibitorischer Aktivität. Da die proteolytische
Aktivität des Enzyms für die Plättchenaktivierung erforderlich ist, können direkte
Inhibitoren des Thrombins, die die katalytische Aktivität blockieren, die thrombinbedingte
Plättchenaktivierung unterbrechen. Neben dem stärksten selektiven Thrombinhemmstoff
Hirudin und dem synthetischen Hirulog sind es kleinmolekulare irreversible oder reversibel
wirkende kompetitive Inhibitoren wie PPACK, Tripeptide, Argininund Benzamidinderivate,
die gleichfalls zu einer Hemmung der thrombinbedingten Plättchenaktivierung führen.
Größere klinische Studien liegen nur mit Hirudin (Refludan®, Revasc®), Hirulog (Bivalirudin®)
und Argatroban (Novastan®) bei Patienten mit instabiler Angina pectoris, Myokardinfarkt,
Angioplastie, aortokoronarem Bypass, Hämodialyse und heparininduzierter Thrombozytopenie
und Thrombose-Syndrom (HITTS II) vor. Eine Verbesserung der therapeutischen Maßnahmen
bei akuten und chronischen thromboembolischen Komplikationen könnte durch eine Kombination
von Thrombininhibitoren und anderen Plättchenfunktionshemmstoffen erreicht werden.
Schlüsselwörter
Blutplättchen - Thrombinrezeptor - Thrombininhibitoren - Thrombinrezeptorantagonisten