Einleitung:
Komplementär und alternativmedizinische (CAM) Maßnahmen werden von vielen Krebspatienten
in Anspruch genommen. Bisherige Studien zeigten, dass die Anwendung von CAM u.a. mit
einem höheren Einkommen, jüngerem Alter und höheren Bildungsstatus korreliert. Die
Gründe und Prädiktoren für den Verzicht auf die Anwendung von CAM (NON-CAM) bei Patientinnen
mit Brustkrebs und gynäkologischen Karzinomen sind bisher noch unklar. Diese Studie
befasste sich mit der Prävalenz von NON-CAM-Use und untersuchte Faktoren, welche diese
beeinflussen.
Methoden:
Eingeschlossen wurden Patientinnen mit Mamma- (N = 285) und gynäkologischen Karzinomen
(N = 291), welche im Jahr 2012 (Mammakarzinom) beziehungsweise in den Jahren 2011
– 2013 (gynäkologische Karzinome) in der Frauenklinik des Klinikums rechts der Isar
operiert worden waren. Die Datenerhebung erfolgte mittels zwei Fragebögen, einen für
CAM-Nutzer (72 Fragen) und einen für Non-CAM-Nutzer (47 Fragen), welche per Telefoninterview
mit 333 Patientinnen durchgeführt wurden. Die Untersuchung von NON-CAM-Use und möglichen
Einflussfaktoren erfolgte mittels deskriptiver und univariater Datenanalyse.
Ergebnisse:
Das Interview konnte mit 333 der 576 Patientinnen durchgeführt werden (58%), wobei
192 Patientinnen an Brustkrebs und 141 Patientinnen an einem gynäkologischen Karzinom
erkrankt waren. 42% der Patientinnen verwendeten in Bezug auf ihre Krebserkrankung
keine CAM-Therapien und galten somit als Non-CAM-User. 81% der Non-CAM-User gaben
an, keine Empfehlung hinsichtlich einer Anwendung von CAM-Therapien erhalten zu haben,
wobei 53% sich diesbezüglich mehr Information durch ihren behandelnden Arzt gewünscht
hätten. Als Begründung für den Verzicht auf CAM-Maßnahmen wurde von 76% angegeben,
ihre konventionelle Therapie als ausreichend zu empfinden und daher keine zusätzlich
Anwendung von CAM zu benötigen. 44% gaben als Grund einen Mangel an Information über
CAM an. 31% hatten Angst vor Betrügern und 22% der Patientinnen hatten Angst vor Nebenwirkungen
der CAM- Therapien bzw. Wechselwirkungen mit der schulmedizinischen Therapie. Bei
Fortschreiten der Erkrankung würden jedoch 68% der Non-Cam-User eine Anwendung von
CAM-Therapie in Betracht ziehen und nur 27% würden auch dann kein CAM verwenden. 73%
der Non-CAM User wünschen sich eine Ausbildung von Ärzten im Bereich der komplementären
Medizin und ebenso würden 73% der Patientinnen eine Integration der Komplementärmedizin
in das Gesundheitssystem befürworten. Des Weiteren konnten statistisch signifikante
Korrelationen zwischen soziodemographischen Charakteristika und dem Verzicht auf CAM-Therapien
identifiziert werden.
Zusammenfassung:
Unsere Studie zeigte ein ausgeprägtes Interesse an komplementären und alternativen
Heilverfahren (CAM) auch bei den Non-CAM Usern. Ärzte und andere dem Gesundheitswesen
angehörige Therapeuten sollten sich dieses Interesses bewusst sein und Patientinnen
über den möglichen Benefit von CAM-Therapien informieren. Um den Bedürfnissen unsere
Patientinnen besser entgegenzukommen, implementierte die Frauenklinik des Klinikums
rechts der Isar 2013 eine Sprechstunde, welche die Patientinnen proaktiv hinsichtlich
etablierter integrativer Verfahren und komplementärmedizinischer Therapien berät.