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DOI: 10.1055/s-0038-1660632
Neue Herausforderungen des Geburtshelfers – Spontangeburt nach erfolgreicher Rekonstruktion einer Genitalbeschneidung Typ III
Publication History
Publication Date:
06 June 2018 (online)
Zielsetzung/Hintergrund:
Im Jahr 2016 betrug die Anzahl genitalbeschnittener Mädchen und Frauen weltweit 200 Millionen mit weiterhin steigender Tendenz. Insbesondere die weibliche Bevölkerung der Staaten des afrikanischen Subsahraraumes wie Eritrea mit einer Beschneidungsrate von 83% sind betroffen. Aufgrund der steigenden Zuwanderungsraten wird eine weitere Zunahme der genitalbeschnittenen Frauen erwartet, welche 2016 in Deutschland bereits eine Steigerung um 30% zeigte. Die spezielle Gesundheitsversorgung der Migrantin rückt somit in den Fokus mit besonderen Blick auf Geburtserleben und Ermöglichung einer vaginalen Geburt nach Genitalbeschneidung. Exemplarisch möchten wir nachfolgend einen Fall aus der Geburtsmedizin der Uniklinik RWTH Aachen vorstellen.
Methode:
Vorstellung der 24-jährigen Zweitgravida/Erstpara in der 35+2 Schwangerschaftswoche (SSW) aus Eritrea stammend mit Z.n. Beschneidung Typ III im Kindesalter (Abb. 1). Z.n. traumatisch erlebter Sectio parva bei intrauterinen Fruchttod 2009 im Herkunftsland und jetzt Wunsch nach vaginaler Entbindung. Entscheid zur Rekonstruktionsoperation mit Labienrekonstruktion und Introituserweiterung in der 36+1 SSW (Abb. 2,3,4). Nachfolgend komplikationslose Wundheilung mit unauffälligen Schwangerschaftsverlauf. Bei Terminüberschreitung erfolgt in der 41+0 SSW die medikamentöse Einleitung mittels Minprostin® E2 Vaginalgel.
Resultate:
Komplikationslose Spontangeburt in der 41+2 SSW unter Periduralanästhesie zur adäquaten Schmerzreduktion und mediolateraler Episiotomie zur Schonung des vorderen Kompartiments nach Rekonstruktion. Es zeigen sich neben einem kleinen Labienriss keine höhergradigen Geburtsverletzungen (Abb. 5). Abschließend Darstellung einer zufriedenstellenden kosmetischen, sowie anatomischen Genitalrekonstruktion auch im 6-Monats Follow-up mit Steigerung der Lebensqualität der Patientin (ICIQ SF-Score 0) nach Rekonstruktionsoperation sowie positivem Geburtserleben (Abb. 6,7).














Diskussion:
Wir möchten mit dieser Fallvorstellung auf ein sensibles Patientenkollektiv aufmerksam machen, welches uns in der Geburtshilfe bereits jetzt und auch zukünftig häufiger beschäftigen wird. Es handelt sich dabei um Migrantinnen, welche aufgrund ihrer Herkunft und Religion besondere gesundheitliche Voraussetzungen und Problematiken im gynäkologischen und geburtshilflichen Bereich wie z.B. die Genitalbeschneidung mit sich bringen. Unser Fall zeigt einen erfolgreichen ethischen und medizinischen Umgang mit der traumatisierenden Vergangenheit einer genitalbeschnittenen Frau in enger Zusammenarbeit zwischen unseren gynkäkologischen und geburtshilflichen Disziplinen.













