Zu den Strukturpathologien der systemischen Sklerodermie (SSc) zählen die Entzündung
(kutane Ödeme, Arthritis, Organmanifestationen), Mikrozirkulationsstörungen (Haut
und andere Organe) sowie die Sklerosierung (Haut und andere Organe). Insbesondere
bei Raynaud-Syndrom, Sklerödem, Kontrakturen, Mikrostomie, Stuhl- und Harninkontinenz
sind die Methoden der Physikalischen Medizin (PM) der Pharmakotherapie überlegen.
Präsentiert werden 4 monozentrische Pilotstudien:
Studie 1:
Auswirkungen eines einmaligen Kohlensäurehandbades (KSHB) auf das Raynaud-Syndrom
(RS) im Vergleich zu Gesunden. Dabei konnte ein kurzzeitiger vasodilatativer Effekt
im Power-Doppler-Ultraschall (PDUS) an der Digitalarterie des 4. Fingers der Gebrauchshand
objektiviert werden. Es handelt sich um eine kostengünstige sowie einfache Behandlungsmethode,
die auch im häuslichen Bereich gefahrenlos erfolgen kann und stellt eine Therapieoption
in Fällen dar, wo eine systemische Behandlung nicht möglich ist oder verweigert wird.
Studie 2:
Vergleich eines einmaligen KSHB versus eines Warmwasserhandbades (WWHB) bei SSc mit
RS. Unter dem KSHB zeigte sich in beiden Gruppen im kapillarmikroskopischen Bild eine
Zunahme der Durchblutung direkt nach dem Bad, aber nur bei den SSc-Patienten war ein
kurzzeitig anhaltender Effekt (bis zu 20 Minuten nach dem KSHB) objektivierbar. Im
PDUS war ein Abfall des Resistance-Index nur bei den SSc-Patienten detektierbar, durch
das WWHB resultierten keine Änderungen im PDUS oder in der Kapillarmikroskopie. Somit
ist ein klarer Wirkunterschied zwischen dem KSHB und dem WWHB zu postulieren.
Studie 3:
Iterative KSHB bewirkten im Vergleich zu Gesunden eine verbesserte Durchblutung am
4. Finger der Gebrauchshand mittels PDUS. Ursächlich hierfür scheint eine verminderte
Resistance der Digitalarterien zu sein und nicht eine Änderung der Mikrozirkulation
im kapillarmikroskopischen Bild. SSc-Patienten gaben zudem eine subjektive Verbesserung
der akralen Durchblutung an (Raynaud Condition Scaler) und weniger Raynaud-Anfälle
im Beobachtungszeitraum von 5 Tagen mit verminderter Dauer.
Studie 4:
Die serielle Biomechanische Stimulationstherapie (BMS, 23 – 28 Hz, Wirkung: optimale
Dehnung von Muskel- und Bindegewebe) wurde bei Mikrostomie in 2 unterschiedlichen
Applikationsintervallen (3 × 20 Min. oder 5 × 30 Min. pro Woche) appliziert und bewirkte
eine signifikante Zunahme der Mundöffnung. Dabei war die 5-fach Applikation (deutliche
Dosis-Wirkbeziehung) der 3-fach Applikation signifikant überlegen. Die BMS ist ein
einfach zu handhabendes Verfahren zur Erweiterung der Mundöffnung und kann in Selbstregie
erfolgen. Bisher existiert keine Pharmakotherapie zur Verhinderung bzw. Verbesserung
der Mikrostomie. Eine Zunahme der Mundöffnung ist essenziell für die Zuführung „größerer
Speisen“ bzw. für zahnhygienische und -chirurgische Maßnahmen.