Zusammenfassung
Kann man auf der Basis der Gehirnaktivität einer Person bestimmen, was sie gerade
denkt und fühlt? Im Forschungsgebiet des „Brain-Reading” (wörtlich: Gehirnlesen) wird
untersucht, inwiefern es möglich ist, aus den Hirnprozessen einer Person auf ihre
Gedankeninhalte zu schließen. Die Grundidee ist, dass jeder Gedanke mit einem charakteristischen
Aktivierungsmuster im Gehirn einhergeht. Trainiert man einen Computer darauf, solche
Muster zu erkennen, wird es möglich, die Gedanken einer Person allein aus der Hirnaktivität
auszulesen. Bereits heute sind eine Reihe verschiedener Gedanken ausgelesen worden.
Dazu zählen visuelle Wahrnehmungen und Vorstellungen, Erinnerungen, Absichten, Gefühle
und Trauminhalte. Es ist bisweilen sogar möglich, aus der Hirnaktivität mehr über
die mentalen Prozesse einer Person auszulesen, als ihr selbst bewusst ist. So kann
man in bestimmten Situationen Absichten, bereits mehrere Sekunden bevor sie das Bewusstsein
erreichen, auslesen. Trotz der erheblichen Erfolge in den letzten Jahren stößt das
„Brain-Reading” jedoch auch schnell an Grenzen. So ist es zum Beispiel aus prinzipiellen
Gründen schwierig, beliebige Gedanken auszulesen oder Erkenntnisse von einer Person
auf andere zu übertragen. Es ist also noch ein langer Weg bis zu einer hypothetischen
„universellen Gedankenlesemaschine”, bei der die beliebigen Gedanken einer beliebigen
Versuchsperson auf Anhieb ausgelesen werden können. Es zeichnen sich mit heute verfügbaren
Ansätzen bereits zwar einige Anwendungsmöglichkeiten ab, wie etwa in der Forensik
und Kriminologie, in der Steuerung von Computern und künstlichen Prothesen mittels
der Hirnaktivität, oder auch im „Neuromarketing”. Allerdings sind diese Techniken
weit von der Anwendungsreife entfernt. Außerdem stellen sich vor ihrem Einsatz erhebliche
ethische Fragen.
Summary
Is it possible to tell what a person is thinking and feeling based on their current
brain activity? The research field of brain reading assesses to which degree it is
possible to infer a person’s thoughts from their brain processes. The key idea is
that every thought is associated with characteristic brain activation patterns. By
training a computer to recognize these patterns it is possible to determine thoughts
from brain activity. To date, several types of thoughts have already been read out.
This includes visual percepts and images, memories, intentions, emotions and even
the content of dreams. In certain cases it is even possible to read out more about
a person’s mental processes than they themselves are aware of. For example, under
certain conditions it is possible to predict a person’s intentions even before they
are aware of them. Despite the recent success brain reading nonetheless runs into
its limits. For principled reasons it is difficult to read out arbitrary thoughts
or to transfer knowledge from one person to another. Thus, it is still a long way
to a hypothetical “universal thought reading machine” that would allow to immediately
read arbitrary thoughts of an arbitrary participant. However, already today several
applications have been proposed, such as in forensics and criminology, in the control
of computers and artificial prostheses and in neuromarketing. However, these technologies
are still far from mature for reliable applications. Furthermore, they raise considerable
ethical questions.
Schlüsselwörter
Funktionelle Magnetresonanztomografie - Gedankenlesen - Mustererkennung - Lügendetektion
- Neuromarketing
Keywords
Functional magnetic resonance imaging - mind reading - pattern recognition - lie detection
- neuromarketing