Z Gastroenterol 2018; 56(08): e354-e355
DOI: 10.1055/s-0038-1669066
Kurzvorträge
Endoskopie und minimalinvasive Chirurgie
Endoskopische Befunde und Interventionen im oberen und unteren Gastrointestinaltrakt – Freitag, 14. September 2018, 13:35 – 15:03, 22a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sind OTS-Clips am Kolon effektiv und sicher? Evidenz-Generierung von endoskopischen Innovationen durch GKV-Routinedaten

D Horenkamp-Sonntag
1   WINEG, Hamburg, Deutschland
,
J Liebentraut
1   WINEG, Hamburg, Deutschland
,
S Engel
1   WINEG, Hamburg, Deutschland
,
H Koop
2   ehem. Helios Klinikum Berlin-Buch, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie, Berlin, Deutschland
› Institutsangaben
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. August 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    Seit Kurzem steht für endoskopische Therapien ein größerer Clip zur Verfügung, der auf das Endoskop aufmontiert ist (Over The Scope Clip; OTSC) und mehr Gewebe und tiefere Wandanteile greift. Gerade für einen Einsatz am Kolon gibt es bisher nur wenige Daten, die zudem aus hochspezialisierten Zentren stammen.

    Ziele:

    Es soll der Einsatz von OTSCs am Kolon bzgl. Indikation, Patientencharakteristika, Outcome und Komplikationen in der Versorgungswirklichkeit evaluiert werden.

    Methodik:

    Auf Basis von sektorenübergreifenden GKV-Routinedaten (> 10 Mio. TK-Versicherte) wurden Patienten identifiziert, bei denen im Zeitraum 2015 – 2018 im Rahmen einer Koloskopie ein OTSC (OPS-Code 5469s3) platziert wurde. Anhand weiterer Codes aus den unterschiedlichen Leistungssektoren (u.a. ICD, EBM, OPS) wurden die mutmaßlichen Indikationen identifiziert: (iatrogene) Perforation [Gruppe-1], Polypektomie [2], Blutung [3] und Sonstige [4]. Anschließend wurde der postinterventionelle Verlauf datentechnisch analysiert.

    Ergebnis:

    OTSCs am Kolon kamen bei 348 Patienten (Ø Alter 67 Jahre, 60% Männer) zur Anwendung, wobei der Einsatz über die Jahre zunahm. Den postinterventionellen Verlauf gibt Tab. 1 wieder. Operationen jenseits von 30 Tagen nach Clip-Setzung erfolgten überwiegend zur Therapie der Grundkrankheit (Karzinom, Divertikulitis etc.). Postinterventionell sind 30 Patienten verstorben, der Zeitabstand zum Clip-Datum betrug im Mittel 336 (3 – 935) Tage.

    Schlussfolgerung:

    In der Versorgungsrealität wird der OTSC vor allem bei Polypektomien und iatrogenen Perforationen eingesetzt. Die hier vorgelegten Daten unterstützen erste Befunde, dass eine Anwendung des OTS-Clips am Kolon sicher ist und im Falle iatrogener Komplikationen bei geeigneten Fällen Operationen („Goldstandard“) vermieden werden können. Hierbei sind aber die Limitationen von GKV-Routinedaten (u.a. unzureichende Detaillierungen von ICD-Diagnosen, nicht exakte zeitliche Abgrenzung) zu berücksichtigen.

    Tab. 1:

    postinterventioneller Verlauf bei OTS-Clips am Kolon

    Gruppen-

    Einteilung

    Kollektiv-

    Größe

    Tod

    (≤100 Tage)

    erneute

    endoskopische

    Intervention

    (≤10 Tage)

    erneute

    endoskopische

    Intervention

    (≤100 Tage)

    abdominelle

    Operation

    (≤10 Tage)

    abdominelle

    Operation

    (≤100 Tage)

    Gruppen-Nr.

    n

    %

    n

    %

    n

    %

    n

    %

    n

    %

    n

    %

    (1) Perforation

    58

    16,7%

    1

    1,7%

    3

    5,2%

    4

    6,9%

    4

    6,9%

    13

    22,4%

    (2) Polypektomie

    210

    60,3%

    3

    1,4%

    8

    3,8%

    28

    13,3%

    4

    1,9%

    13

    6,2%

    (3) Blutung

    34

    9,8%

    5

    14,7%

    4

    11,8%

    7

    20,6%

    2

    5,9%

    3

    8,8%

    (4) Sonstige

    46

    13,2%

    0

    0,0%

    1

    2,2%

    4

    8,7%

    2

    4,3%

    12

    26,1%

    total

    348

    Σ

    100%

    Σ

    9

    Σ

    2,6%

    Ø

    16

    Σ

    4,6%

    Ø

    43

    Σ

    12,4%

    Ø

    12

    Σ

    3,4%

    Ø

    41

    Σ

    11,8%

    Ø


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