Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 266
DOI: 10.1055/s-0038-1671570
Poster
Freitag, 02.11.2018
Case-Report VI
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akutes Delir in der 27. SSW – der besondere Fall

S Wegener
1   Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
V Angermüller
2   Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Neurologie, Berlin, Deutschland
,
C von Bülow
1   Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
D Romanova
1   Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
L Hellmeyer
1   Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Bei einem zentralen anticholinergen Syndrom (ZAS) handelt es sich um eine pathologische Störung des vegetativen Nervensystems.

    Meist wird es durch eine Überdosierung oder Intoxikation mit anticholinerg wirkenden Substanzen hervorgerufen. Insbesondere Drogen, Pflanzenalkaloide und Medikamente können zum ZAS führen.

    Dabei kommt es zur weitgehenden Ausschaltung des Parasympathikus, was sich in Symptomen wie einer deliranten Symptomatik mit Verwirrtheitszuständen, Desorientierung, Unruhe, Halluzinationen und auch trockener, geröteter Haut und Schleimhäute, verminderter Schweiß- und Speichelproduktion, Hyperthermie, Mydriasis und Harnverhalt äussert. Komplikationen können ein kardiogener Schock bzw. lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen sowie Krampfanfälle sein.

    Fallvorstellung:

    Einweisung der deutlich agitierten 36-jährigen IIIG/IP in der 26+0 SSW mit dem Rettungsdienst. Zusätzlich zeigten sich bei der Patientin optische Halluzinationen, trockene Mundschleimhäute, eine stark gerötete Gesichtshaut, eine Mydriasis sowie ein Harnverhalt. Es erfolgte das umgehende Hinzuziehen der neurologischen Kollegen. Nach ausführlicher Untersuchung wurde der Verdacht auf ein ZAS gestellt. Alle laborchemischen Untersuchungen inklusive Drogen- und Medikamentenachweis waren unauffällig. Es erfolgte somit die Lungenreifeinduktion und das kardiotokographische sowie Kreislaufmonitoring für 24 Stunden, welche sich unauffällig gestalteten.

    12 Stunden nach Aufnahme klarte die Patientin deutlich auf, der Harnverhalt war rückläufig. In der genauen Anamnese ergab sich der Verzehr von Wildkräutersalat vom Wochenmarkt. Dieser war sehr wahrscheinlich mit Kräutern wie Bilsenkraut oder Alraune verunreinigt. Aufgrund der geringen verbleibenden Menge konnte das Gesundheitsamt keine Pflanzenalkaloide nachweisen.

    Die Patientin konnte 3 Tage nach Aufnahme bei Wohlbefinden entlassen werden.

    Schlussfolgerung:

    Ein seltener Fall im Kreißsaal, der nochmals bestätigt wie wichtig die Aufklärung über die Ernährung in der Schwangerschaft, aber auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Kreißsaal ist.


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