Hintergrund:
Die Inzidenz von Geminischwangerschaften hat in den letzten Jahren auch aufgrund reproduktionsmedizinischer
Maßnahmen zugenommen und liegt in Deutschland bei 3,7%. Obwohl 2013 durch eine große
randomisierte Studie gezeigt werden konnte, dass die vaginale Geburt genauso sicher
ist wie die Sectio caesarea, solange sich der erste Geminus in Schädellage befindet,
werden bis heute die meisten Gemini per Sectio zur Welt gebracht. Mögliche Ursachen
für diese Diskrepanz sind verschiedene Einstellungen der geburtshilflichen Teams aufgrund
unterschiedlicher Trainings-, Ausbildungs- und Erfahrungssituationen. Ziel unserer
Studie war die Analyse des Entbindungsmodus von Geminischwangerschaften am Universitätsklinikum
Leipzig.
Methoden:
In dieser retrospektiven Datenanalyse wurden 274 Geminigeburten zwischen der 32,0
und 39,4 Schwangerschaftswoche aus den Jahren 2015 bis 2017 des Universitätsklinikums
Leipzig eingeschlossen. Der geplante sowie auch der letztendlich durchgeführte Entbindungsmodus
wurden erfasst. Die Kriterien für eine vaginale Entbindung entsprachen denen der Twin
Birth Studie (TBS). Das fetale Outcome wurde ebenfalls dokumentiert.
Ergebnisse:
Von den 274 Geminigeburten wurden 130 (47,4%) als Sectio und 144 (52,6%) als Spontanpartus
geplant. Die sekundäre Sectiorate der vaginal intendierten Geburten lag bei 19,4%
und die Sectiorate am zweiten Geminus bei 2,6%. Es gab keinen signifikanten Unterschied
zwischen der sekundären Sectiorate bezogen auf die Lage des zweiten Geminus (Schädellage
18,9% und Beckenendlage 20,4%). Die Gesamtsectiorate lag bei 57,7%. Das fetale Outcome
war vergleichbar.
Zusammenfassung:
Mit einer vaginalen Geburtenrate von 42,3% im Gesamtkollektiv und einer sekundären
Sectiorate von 19,4% in der vaginal intendierten Gruppe ist der vaginale Entbindungsmodus
eine sehr gute Alternative zur Sectio caesarea.