Einleitung:
Pflegeheimbewohner haben aufgrund kognitiver und funktioneller Einschränkungen ein
erhöhtes Risiko für Mangelernährung. Diesbezügliche Daten für Deutschland fehlen bisher.
Ziel der Analyse ist es Pflegeheimbewohner in Deutschland, die sowohl kognitive (CI)
und als auch Mobilitätseinschränkungen (MI) haben, im Hinblick auf Mangelernährung
(MN) zu charakterisieren.
Methodik:
In die Analyse eingeschlossen wurden ≥65-jährige Pflegeheimbewohner mit vollständigen
Daten zu Kognition und Mobilität, die am nutritionDay zwischen 2007 und 2017 in Deutschland
teilgenommen haben. Daten wurden mittels standardisierter Fragebögen erhoben. Bewohner
mit schweren (CI++), leichten (CI+) bzw. keinen kognitiven Einschränkungen (CI-) und schweren (MI++), partiellen (MI+) bzw. keinen Mobilitätseinschränkungen (MI-) wurden in 4 Gruppen zusammengefasst (s. Tabelle). Das Risiko für MN (BMI < 22 kg/m2) wurde in einer multivariablen logistischen Regressionsanalyse in Abhängigkeit von
Kognition und Mobilität für die 4 Gruppen untersucht.
Ergebnisse:
Von 3706 Pflegeheimbewohnern (85,4 ± 7,8 Jahre, 75,8% Frauen) hatten 13,0% beide schweren
Einschränkungen (CI++MI++), 24,1% mindestens eine schwere, 46,8% leichte und 16,1% keine der beiden (CI-MI-). Die Prävalenz von MN war bei Bewohnern mit sowohl schweren kognitiven als auch
schweren Mobilitätseinschränkungen am höchsten, bei CI-MI- am niedrigsten (s. Tabelle). Im Vergleich zu Bewohner ohne Einschränkungen hatten
Bewohner mit schweren Einschränkungen ein 3,5-fach höheres Risiko für MN, Bewohner
mit mäßigen Einschränkungen ein 1,7-fach höheres Risiko.
Tab. 1:
Assoziation zwischen Mangelemährung und Einschränkungen der Kognition und Mobilität
Kognitive und
Mobilitäts-
einschränkungen
|
Schwer
(CI++MT++)
|
Mäßig
(CI++MI+, CI+MI-,
CI+MI++, CI-MI++)
|
Leicht
(CI+MI+-,
CI+MI-, CI-MI+)
|
Keine
(CI-MI-)
|
n
|
480
|
893
|
1736
|
597
|
BMI < 22 kg/m2
|
41,4%
|
28,6%
|
22,0%
|
19,4%
|
Odds Ratio [95%-
Konfidenzintervall]
|
3,49 [2,57 – 4,74]
p < 0,001
|
1,71 [1.30 – 2,25]
p < 0,001
|
1,24 [0,97 – 1,59]
p = 0,084
|
1
|
Schlussfolgerung:
Schwere kognitive Einschränkungen und Immobilität erhöhen das Risiko einer Mangelernährung
bei deutschen Pflegeheimbewohnern deutlich. Bewohner mit sowohl kognitiven als auch
Mobilitätseinschränkungen sollten daher besondere Aufmerksamkeit bei der Ernährungsversorgung
erhalten.