Einleitung:
Adipositas gilt als ein wichtiger Risikofaktor bei der Entstehung des Diabetes Mellitus
Typ 2 (T2DM). Konservative und operative Therapieansätze führen zu einer effektiven
Gewichtsreduktion. Nach einem adipositaschirurgischen Eingriff tritt noch vor einer
relevanten Gewichtsreduktion eine Remission des T2DM auf1, die Mechanismen sind jedoch noch ungeklärt. In einer prospektiven, kontrollierten
Humanstudie sollte untersucht werden, ob die durch die postoperative Aufbaukost bedingte
Kalorienrestriktion an sich oder aber andere Mechanismen in Folge des Eingriffs eine
Verbesserung des Glucosemetabolismus bei (Prä-) Diabetikern hervorruft.
Methode:
Es wurden 40 (Prä-) Diabetiker mit einem BMI ≥35 kg/m2 eingeschlossen, je 20 in der OP- und Kontrollgruppe (OPG bzw. KG). Die KG erhielt
eine fünftägige Diät, welche isokalorisch zur postoperativen Aufbaukost war. Vor den
Interventionen (U1) sowie am Entlassungstag bzw. nach fünftägiger Diätintervention
(U3) wurden anthropometrische Daten, Nüchtern-Plasmaglucose, Insulinresistenz mittels
Homeostasis Model Assessment for Insulin resistance (HOMA-IR), der mittels Mixed-Meal-Toleranztest
(MMTT) bestimmte Insulinsensitivitäts-Index nach Matsuda (MISI), sowie das Inkretin
Glucagon-Like-Peptide-1 (GLP-1) erhoben.
Ergebnisse:
Bis auf einen höheren Ausgangs-BMI der OPG lagen bei der U1 keine Gruppenunterschiede
vor. Der relative Gewichtsverlust (RWL) unterschied sich zwischen den beiden Gruppen
nicht (OPG: -2,78 ± 1,56%; KG: -3,18 ± 1,16%). Verglichen mit der U1 zeigten beide
Gruppen postinterventionell (U3) niedrigere Nüchtern-Plasmaglucose-Werte (OPG: 128
± 31 mg/dL zu 98 ± 18 mg/dL, p < 0,001; KG: 143 ± 45 mg/dL zu 127 ± 47 mg/dL, p <
0,05), einen höheren MISI (OPG: 1,67 ± 0,79 zu 4,36 ± 2,39, p < 0,001; KG: 1,54 ±
0,85 zu 2,52 ± 1,35, p < 0,01) und eine gesunkene Insulinresistenz (OPG: 12,55 ± 9,76
zu 3,76 ± 2,60, p < 0,001; KG: 11,59 ± 7,02 zu 6,62 ± 3,68, p < 0,05), die jeweils
in der OPG ausgeprägter waren. Der MISI in der OPG war postinterventionell höher als
in der KG (p < 0,01). Eine Steigerung der GLP-1-Maximalsekretion beim MMTT trat nur
in der OPG auf (5,8 ± 4,1 pmol/L zu 23,4 ± 18,0 pmol/L, p < 0,01). Zwischen Veränderungen
des MISI bzw. HOMA-IR und dem Gewichtsverlust gab es in beiden Gruppen keine einheitlichen
Korrelationen.
Schlussfolgerung:
Die in der OPG aufgetretenen Verbesserungen von MISI und GLP-1-Sekretion lassen vermuten,
dass die adipositaschirurgische Operation mit metabolischen und anatomischen Veränderungen
einhergeht, die maßgeblich an der Remission des T2DM beteiligt sind. Die in beiden
Gruppen auftretende Verbesserung des Glucosemetabolismus ist vermutlich im Wesentlichen
auf die Kalorienrestriktion zurückzuführen. Diese Verbesserungen sind gewichtsunabhängig.
Literatur:
[1] Pournaras DJ, Osborne A, Hawkins SC, et al. Remission of type 2 diabetes after
gastric bypass and banding: mechanisms and 2 year outcomes. Ann Surg. 2010;252:966
– 71.