Zielsetzung:
Die Gigantomastie ist ein seltenes Krankheitsbild, welches mit einem übermäßigen Wachstum
einer oder beider Mammae einhergeht. Der Großteil der in der Literatur beschriebenen
Fälle tritt während der Pubertät oder in der Schwangerschaft auf. Die unilaterale
Gigantomastie auf dem Boden eines lang wachsenden Mammakarzinoms ist ungewöhnlich
und bisher in der Literatur nicht beschrieben.
Kasuistik:
Wir berichten über eine 54-jährige Patientin, die sich mit progredienter unilateraler
Gigantomastie bei uns vorstellte. Eine Makromastie bds. bestand seit dem Jugendalter,
bei akutem Größenwachstum links war bereits ein Jahr zuvor der Verdacht auf ein Mammakarzinom
gestellt worden. Ohne histologische Sicherung wurde extern eine Behandlung mit Fulvestrant
und Methotrexat gestartet. Bei unserer Vorstellung zeigte sich die rechte Mamma unauffällig,
die linke Mamma war aufgrund des großen Tumors klinisch etwa doppelt so groß mit axillär
suspekten Lymphknoten. Stanzbioptisch ergab sich ein triple-negatives Mammakarzinom.
Die durchgeführten Staginguntersuchungen ergaben eine lymphogene sowie pulmonale Metastasierung.
Aufgrund des zunehmenden pflegerischen Problems – die Patientin war, um die Mamma
zu stützen, nur noch mit Rollator mobil – wurde die Ablatio simplex beidseits (links
therapeutisch, rechts angleichend) durchgeführt. Rechts wurden 4063 g gesundes Mammagewebe
entfernt, links 8100 g, das gut 19 cm große Mammakarzinom und Satellitenherde enthaltend.
Die Patientin erhielt postoperativ eine Radiatio sowie eine Chemotherapie mit Nab-Paclitaxel.
Hierunter waren die pulmonalen und mediastinalen Metastasen rasch größenprogredient
und es entwickelte sich eine zerebrale Metastasierung, an deren Folgen die Patientin
verstarb.
Zusammenfassung:
Dieser Fallbericht beschreibt ein fortgeschrittenes, lokal gigantomastöses Mammakarzinom.
Zur Vermeidung von Sekundärkomplikationen sollte, auch bei metastasierter Grunderkrankung,
eine primär operative Intervention in Erwägung gezogen werden.